Im Interview mit Dennis Schiller

Auf der Post Anesthesia Care Unit, kurz PACU, wacht Dennis Schiller jeden Tag darüber, dass Menschen nach einer OP wieder zu sich kommen. Warum seine Arbeit ganz viel mit Vertrauen zu tun hat, erzählt der examinierte Gesundheits- und Krankenpfleger im Interview.

Schildern Sie doch mal, wie Sie zu Ihrem Beruf gekommen sind.

Mein ganzer Werdegang ist bisher eigentlich immer sehr sozial gewesen. Ich komme ursprünglich aus dem Nahetal im Kreis Birkenfeld und hab schon in der Schule ein Praktikum im Altenheim bei uns im Dorf gemacht. Danach kamen das Fachabitur im Sozialwesen, ein Praktikum in der Lebenshilfe und eins in einer Reha-Klinik. Bis nach dem Zivildienst hab ich immer mit Menschen gearbeitet. Danach hab ich ein Jahr lang mal was anderes gemacht, nämlich in Köln pharmazeutische Chemie studiert. Während des Studiums hab ich als Nachtwache im Krankenhaus gejobbt und bin so auf die Idee gekommen, mich für die Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpfleger zu bewerben. Während der Ausbildung hab ich noch eine Weiterbildung zum Hygieneberater gemacht. Seit 2018 arbeite ich in der Pflege der Uniklinik Köln.

Was unterscheidet die PACU von anderen Stationen?

Auf Normal- oder Intensivstationen sind die Patienten manchmal wochenlang, Das hat man auf der PACU nicht. Bei uns sind die Patienten meistens 2 bis 3 Tage da und im Aufwachraum, der ja auch dazugehört, nur wenige Stunden. Trotzdem musst du versuchen, den Menschen hinter dem Fall zu sehen. Man muss das Vertrauen der Patientinnen und Patienten viel schneller gewinnen. Das ist sehr interessant und einfach ein schönes Arbeiten, das mich fordert.

Dennis Schiller, Foto: Michael Wodak

»In der Uniklinik laufen die verschiedensten Fachabteilungen zusammen. Man arbeitet in ganz großem Stil interdisziplinär. Was für kleinere Häuser undenkbar ist, weil sie sich mit mehreren Krankenhäusern vernetzen müssen. Man denkt vielleicht, es ist ein riesiger Apparat, hier laufen die Mühlen langsam. Aber es geht dann doch relativ rasch.«

Gibt es ein besonderes Ritual auf der Arbeit?

Wir haben diese Vier-Farben-Kulis. Nach meinem Dienst pfeffer ich als Letztes immer meinen Kuli in meine Tasche und geh dann nach Hause. Das ist ein richtiges Ritual. Am Anfang der Woche nehm ich alle Kulis, die ich angesammelt habe, und geb sie in den Kreislauf zurück. 

Dennis Schiller, Foto: Michael Wodak

»Auf der PACU ist Flexibilität total wichtig. Wenn man das Wort im Vorstellungsgespräch erwähnt, ist das Musik in den Ohren des Personalers. Aber es ist wirklich so: Man muss sich darauf einlassen können, dass sich Situationen schnell verändern. Einen kühlen Kopf bewahren. Man muss ein Gefühl dafür entwickeln, wie der Mensch nach der OP tickt. Sorgen und Ängste, Medikamente, Schmerzen und Übelkeit, Durst. Empathie zeigen ist wichtig – aber das sollte nach drei Jahren Ausbildung eigentlich eh jeder geschnackelt haben.«

Was gefällt Ihnen besonders an der Uniklinik?

Anders als bei den Krankenhäusern auf dem Land, die ich kenne, arbeiten an der Uniklinik die unterschiedlichsten Menschen, also was die Herkunft, Religion oder Sexualität angeht. Es ist sehr vielschichtig und multi-kulturell hier. Das macht die Uniklinik außergewöhnlich als Arbeitgeber.

Wie viel Köln steckt eigentlich in der Uniklinik? 

Jeder Jeck ist anders und das ist auch im Beruf so. Man muss sich jedes Mal auf einen neuen Jeck eingrooven. Das macht Köln im Beruf aus und gilt auch für die Uniklinik. Jede und jeder ist willkommen, wie sie oder er ist. Das habe ich so in anderen Städten oder Betrieben noch nicht erlebt.

Was machen Sie als Ausgleich zum Job?

Ich lese ziemlich viel und gerne. Ich treibe viel Sport und geh ins Fitnessstudio, gehe gerne ins Museum und Theater. Nebenher arbeite ich noch im Restaurant. Für mich ist das der krasse Gegensatz zu meinem Hauptjob. Im Restaurant ist das Leben zu spüren. Es ist schön, jemandem einen tollen Abend zu bereiten. Und in der PACU ist es mein Ziel, jemanden durch eine schwierige Zeit zu bringen. Gastro ist für mich eher ein Spaß, der dann auch noch mit einem Honorar belohnt wird. Der beste Feierabend ist für mich, in großer Runde mit Freunden in eine Bar zu gehen, einen guten Wein zu trinken und zu quatschen.