Im Interview mit Armando Perez

Vermeintliche Kleinigkeiten können auf der Stroke Unit einen großen Unterschied ausmachen. Gesundheits- und Krankenpfleger Armando Perez erzählt in diesem Interview, was ihn an der Versorgung von Schlaganfallbetroffenen begeistert und warum es bei seiner Arbeit nicht nur auf eine außergewöhnliche Beobachtungsgabe ankommt, sondern auch auf die genaue Kommunikation innerhalb des Teams.

Schildern Sie doch mal, wie Sie zu Ihrem Beruf gekommen sind.

In der achten Klasse habe ich mir das erste Mal darüber Gedanken gemacht, welcher Beruf zu mir passen würde. Danach habe ich mich ausprobiert, war für ein Praktikum in der Tierpflege im Zoo, danach im Kindergarten und dann in der Pflege im Krankenhaus. Nach meinem Realschulabschluss habe ich mich für ein Fachabitur entschieden. Teil dessen war ein Praxisjahr im sozialen Bereich, das ich auch in der Pflege gemacht habe. Danach war für mich glasklar: dass die Pflege die richtige Berufswahl für mich ist und ich darauf längerfristig Bock habe. Ich habe den Job ein Jahr gemacht und ein Jahr lang Spaß dabei gehabt. Ich habe mich dann überall für Ausbildungen beworben, wollte aber von Anfang an in ein Haus, in dem man viel lernt. 2014 habe ich meine Ausbildung an der Uniklinik angefangen. 2017 war ich fertig und arbeite seitdem kontinuierlich und mit Freude in der Stroke Unit.

Wussten Sie von Anfang an, dass Sie auf der Stroke Unit arbeiten wollen?

Ich wollte auf jeden Fall auf eine Station, auf der ich auf medizinscher Ebene gefordert werde. Ich wollte gerne nachdenken müssen und nicht nur meinen Stiefel abarbeiten. Alles andere wäre mir auf Dauer zu langweilig geworden. Ich hatte eigentlich immer gedacht: „Neuro ist nicht so mein Ding.“ Deswegen bin ich in meiner Ausbildung mit gemischten Gefühlen in den ersten Einsatz auf der Stroke Unit gegangen. Aber dieser Einsatz hat alles verändert. Meine Meinung hat sich um 180 Grad gedreht. Ich liebe mein Team und der Fachbereich ist sehr interessant. 

Welche Fähigkeiten sind bei der Arbeit auf der Stroke Unit besonders wichtig?

Bei uns kommt es täglich zu neuen Aufnahmen. Man bereitet sich also mental immer darauf vor, eine Neuaufnahme oder Notaufnahme zu übernehmen. Das ist Punkt 1. Und Punkt 2 ist, dass bei einem akuten Schlaganfall viel Beobachtung notwendig ist. Ob sich die Lähmung, also die Parese des Patienten, verschlechtert? Ob sich die Sprache des Patienten verschlechtert? Hat der Patient eine Hirnblutung entwickelt und hat sich deswegen verschlechtert? Muss man ins CT oder MRT fahren? Da darf man mental nicht abschalten.

Armando Perez, Foto: Michael Wodak

„Meine Tendenz ging schon immer zu einem großen Haus, weil ich viel lernen, viele Station sehen wollte. Hinzu kommt, dass es an der Uniklinik nicht so sehr um Routine geht, sondern um spezialisierte Eingriffe und Behandlungen. Das ist spannend, man hat die Möglichkeit, etwas Besonderes zu sehen.“

Was begeistert Sie an ihrem Beruf? 

Ich mache meinen Job gerne, weil ich Menschen in Notsituationen wirklich helfen kann. Ein Patient kann mit einer schwerwiegenden Lähmung kommen und mit viel Übung und viel Akut-Versorgung, die wir ja betreiben können, sitzt er nach kurzer Zeit schon wieder an der Bettkante oder kann die Lähmungsseite wieder bewegen. Das ist ja gerade das, was an der Stroke Unit so besonders ist. Was mir dann immer gefällt, ist die Dankbarkeit der Patienten und Angehörigen.

Wieso ist Kommunikation in ihren Job so wichtig?

Es gibt Dienste, die können sehr, sehr stressig sein. Und dann ist es unglaublich wichtig, dass man auf der Arbeitsebene gut miteinander kommuniziert und auch gut untereinander zurechtkommt. Wir haben alle Respekt und Anerkennung füreinander. Das ist einer der ausschlaggebenden Punkte, warum ich hier arbeiten wollte. Außerdem arbeiten wir interdisziplinär viel mit Logopäden, Ergotherapeuten oder Physiotherapeuten zusammen, da ist Kommunikation sehr wichtig. 

Wie würden Sie ihr Team beschreiben?

Mein Team ist vielseitig, kreativ, humorvoll, auch mal verrückt auf seine eigene Art und Weise. Zwischendurch auch mal ein bisschen chaotisch. Es gibt hier viele unterschiedliche Persönlichkeiten und jeder wird akzeptiert, wie er ist. Die Uniklinik stellt nicht nur Leute ein, die nur „Ja“ sagen und Dienst nach Vorschrift machen, sondern auch kreativ selbst mitdenken.

 

Armando Perez, Foto: Michael Wodak

„Ich hatte tatsächlich am Anfang auch etwas Angst davor, in so einem großen Haus zu arbeiten, aber das legt sich schnell. Neuen Kollegen werden erst einmal alle Bereiche gezeigt, man wird überall herumgeführt. Aber auch später wird man nicht alleingelassen. Wenn Kollegen zu uns kommen und sich nicht zurechtfinden, helfen wir gern. Wir lassen niemanden stehen, genauso weiß man umgekehrt, dass man immer Hilfe bekommt, wenn man sie braucht.“

Was macht die Uniklinik zu einem außergewöhnlichen Arbeitgeber?

Was die Uniklinik zu einem außergewöhnlichen Arbeitgeber macht, ist zum einen die sehr vielseitige Ausbildung. Ich habe in der Zeit viele Stationen und Fachbereiche kennengelernt, das war unglaublich interessant, und ich habe dabei viel Wissen mitbekommen und sehr viel gelernt. Gut fand ich auch die Unterstützung bei meinem Qualifikationskurs von der Stroke Unit. Da ist die Uniklinik auf mich zugekommen, ob ich nicht Interesse hätte, mich da weiterzubilden und hat mich auch finanziell unterstützt. Besonders ist auch der menschliche Umgang miteinander. Bei Problemen kann man miteinander reden, bekommt Unterstützung und das Gefühl, dass die Leitung hinter einem steht. Wenn man sich einbringt und seine Arbeit gut und verlässlich macht, bekommt man das auch wieder. Man fühlt sich nicht alleingelassen, wenn es mal schwierig wird.

Wie viel Köln steckt in der Uniklinik? 

Ich habe so unterschiedliche Leute kennengelernt, ob es nun religiöse, kulturelle oder sexuelle Ausrichtungen angeht, das alles spielt hier keine Rolle. Diese Vielfalt spiegelt sich auch in den Kollegen, die in der Uniklinik arbeiten. Da würde ich sagen, in dieser Klinik steckt viel Köln.