Im Interview mit Camilla Böttinger
Auf der Stroke Unit ist es wichtig, für die weitere Entwicklung der Patienten, dass ihr Zustand genau beobachtet wird. Als Gesundheits- und Krankenpflegerin ist Camilla Böttinger direkt an der Seite der Patientinnen und Patienten und betreut sie engmaschig am Bett. Doch wenn ein Notfall eingeliefert wird, muss sie sich in Höchstgeschwindigkeit auf neue Situationen einstellen können.
Was begeistert Sie an Ihrem Beruf?
Ich erinnere mich gerne an ein besonderes Erlebnis zurück. Ein Patient kam mit dem Rettungsdienst zu uns und war sehr schwer betroffen. Er konnte nicht sprechen, hat nichts verstanden, eine Körperseite war gelähmt. Wir mussten schnell handeln. Der Patient hat ein CT bekommen und wir haben eine blutverdünnende Therapie gestartet. Es war glücklicherweise auch möglich mit einem kleinen Draht über die Arterien das Gerinnsel zu entfernen, was den Schlaganfall ausgelöst hat. Es ist es wunderbar für den Patienten ausgegangen. Ich bin am nächsten Tag wieder zum Spätdienst gekommen und der Patient konnte sprechen und laufen. 2 Tage später ist er nach Hause entlassen worden. Das hat mich so stolz gemacht! Das sind Momente, in denen man hautnah spürt: Ich bin Teil eines Teams, das Menschen rettet.
Was gefällt Ihnen besonders an der Arbeit auf der Stroke Unit?
Vor allem der enge Patientenkontakt: Die Patienten sind aus ihrem Alltag herausgerissen und wir geben ihnen wieder Halt. Wir sind den ganzen Tag am Bett und tauschen uns mit den Ärzten darüber aus, was wir wahrnehmen. Das ist elementar für die weitere Entwicklung des Patienten. Das ist eine wichtige Rolle, eine große Verantwortung und ein schönes Gefühl. Durch den Mix aus Akut-Situation, Notfallsituation und Pflege erlebe ich viele Facetten meines Berufs. Einen typischen Arbeitstag gibt es auf der Stroke Unit eigentlich nicht. Jeder Tag ist neu.
„Die Einarbeitung auf der Stroke Unit habe ich sehr positiv erlebt. Es gab ein festes und erprobtes Einarbeitungskonzept. Ich hatte eine Einarbeitung von 4 bis 6 Wochen. Aber es wird immer noch mal geschaut, ob eventuell eine Woche drangehängt werden sollte. Ich hatte zwei Kollegen fest zugeteilt, die mich eingearbeitet haben. Das Team war generell sehr offen und ich habe mich sehr gut aufgehoben und auch sehr willkommen gefühlt."
Gibt es spezielle Qualifikationen, die man für die Stroke Unit benötigt?
Eine spezielle Weiterbildung für unsere Station ist der Qualifikationskurs Stroke Unit, der in Mönchengladbach oder in Bonn angeboten wird. Ich habe den gemeinsam mit einer Kollegin in Bonn absolviert. Die Weiterbildung dauert ungefähr neun Monate. Im Blockunterricht wird das Krankheitsbild Schlaganfall intensiver und vertieft erklärt. Verschiedene Dozenten, zum Beispiel auch ein Neurologe, gehen die Krankheitslehre ganz genau mit dir durch. Außerdem sprechen Kollegen mit uns über Physiotherapie, Logopädie. Obwohl man selbst schon viel Erfahrung hat, betrachtet man viele Dinge dadurch noch einmal aus einem anderen Blickwinkel. Ich habe viel wirklich Neues mitgenommen, dass ich in der täglichen Arbeit anwenden konnte. Es ist schön, wenn das Zusammenspiel zwischen Theorie und Praxis so gut funktioniert.
Was gehört zu ihren täglichen Aufgaben?
Die Stroke Scale. Das ist ein Score, um die Schwere der Symptomatik bei einem Schlaganfall festzustellen. Den müssen wir immer machen in unterschiedlichen Rhythmen. Wenn wir morgens zum Frühdienst kommen, ist das eine unserer ersten Aufgaben. Denn Patienten mit einem Schlaganfall können sich jederzeit verschlechtern. Oder wir stellen fest, dass sich die Symptomatik verbessert hat. Dazu ist der Score in Kombination mit der Krankenbeobachtung ganz wichtig.
"Mein Team ist außergewöhnlich. Jeder ist anders, jeder hat seine Macken, aber wir haben uns alle lieb und halten immer zusammen. Wir haben so viele verschiedene Leute auf Station, aber wir verstehen uns trotzdem. Es gibt keine nennenswerten Konflikte. Manchmal hört man, dass es zu Rivalitäten in Teams kommt. Das ist bei uns nicht der Fall. Wir können alle zusammen gut arbeiten. Es harmoniert. Und ich denke, dass das was sehr Außergewöhnliches ist."
Wie viel Köln steckt eigentlich in der Uniklinik?
Der Großteil meiner Patienten ist Kölsch, die reden auch Kölsch. Ich höre das gerne, das hat Charme. Wir feiern in der Neurologie immer eine Neuro-Karnevals-Party und generell verkleiden sich alle an Karneval im Dienst. Bei den Kollegen merkt man die kölsche Lebensart, bei den Ärztinnen und Ärzten und auch in den Pflegeteams. Alle sind locker.
Was sollten neue Kolleginnen und Kollegen mitbringen?
Was man mitbringen sollte, ist Flexibilität in der Arbeitsorganisation, da wir nie genau wissen, was als nächstes im Dienst passiert. Man muss sich allgemein gut organisieren können. Wie überall in der Pflege, muss man sehr empathisch sein. Auf der Stroke Unit aber ganz besonders. Denn die Patienten, die bei uns liegen, werden von einem auf den anderen Tag aus ihrem Alltag gerissen. Die verstehen zuerst gar nicht, was mit ihnen passiert ist. Da muss man die Patienten gut abholen, weil ihre Situation ganzschlimm ist für sie. Deswegen ist Empathie so wichtig. Auch im Umgang mit den Angehörigen.
„Der Unterschied zu meiner vorherigen Klinik ist, dass ich an der Uniklinik Köln viel mehr Wertschätzung von der Leitungsebene erfahre. Beim Vorstellungsgespräch hatte ich schon das Gefühl, dass sie sich dafür einsetzen, dass ich hier arbeite und dass es ihr Wunsch ist, dass mir die Arbeit gefällt und nicht nur die Zahlen auf dem Dienstplan stimmen. Ich habe mich direkt sehr willkommen gefühlt."