Im Interview mit Samuel Cahn

Intensivpflege und trotzdem das Wochenende frei: Für Samuel Cahn, Gesundheits- und Krankenpfleger auf der PACU, ein riesiger Pluspunkt an seinem Einsatzbereich. Im Interview erzählt der 26-jährige, wie er eng mit Ärztinnen und Ärzten zusammenarbeitet und was ihn sonst noch so an seinem Beruf begeistert.

Schildern Sie doch mal, wie Sie zu Ihrem Beruf gekommen sind.

Ich hab in der Schule ein Pflegepraktikum gemacht. Da hab ich gemerkt, dass ich das sehr gut kann und dass es mir mega viel Spaß macht. Mit 18 bin ich von Bayern nach Köln gezogen und hab hier meine Ausbildung gemacht. In der Uniklinik war ich relativ häufig im Praxiseinsatz, auch in der PACU. Weil es nach meiner Ausbildung in der PACU nicht sofort eine Stelle gab, hab ich noch ein Jahr auf der hämato-onkologischen IMC-Station gearbeitet. Als ein Platz auf der PACU frei wurde, hab ich direkt gewechselt. Jetzt arbeite ich schon seit drei Jahren dort.

Haben Sie ein Ziel, das sie beruflich noch unbedingt verwirklichen möchten?

Nächstes Jahr möchte ich gerne die Anästhesie- und Intensivfachweiterbildung machen und danach meinen Praxisanleiter. Weil ich total viel Spaß daran habe, meine Erfahrungen aus der Intensivpflege weiterzugeben.

Was sind Ihre Aufgaben auf der PACU?

Die PACU ist eine Art Halbintensivstation. Mittags oder nachmittags bekommen wir Intensivpatienten aus dem OP, die wir versuchen, so fit zu bekommen, dass wir sie auf Normalstation verlegen können. Die Patienten werden noch nachbeatmet, sind katecholaminpflichtig und volumenbedürftig. Oft sind sie insgesamt noch nicht so stabil. Ein wichtiger Teil unserer Arbeit ist die Frühmobilisation und die Ressourcen zu fördern, die die Patienten noch haben. Und natürlich viel auf ihre Bedürfnisse einzugehen, damit wir körperlich und psychisch dazu kommen, dass alles gut ist bei ihnen. Im Aufwachraum ist es ein bisschen anders. Hier werden die Patienten postoperativ überwacht, aber ohne Beatmung. Da bleiben die Patienten zwei bis sechs Stunden und werden dann auf die Normalstation verlegt.

Samuel Cahn, Foto: Michael Wodak

»Außergewöhnlich ist, dass hier wirklich versucht wird, für jede Pflegekraft eine Möglichkeit zu finden. Ob jemand alleinerziehend ist oder eine Erkrankung hat. Es wird wirklich versucht, auf jede und jeden einzugehen. Obwohl sie sich um so viel Intensivpfleger kümmern, wissen meine Chefs immer meinen Namen. Wenn ich mich mit meinem Vornamen melde, heißt es gleich: „Ach, Herr Cahn, wie geht`s Ihnen?“. Obwohl die Klinik so groß ist, fühlt man sich immer gesehen und wertgeschätzt.«

Was gefällt Ihnen besonders an der Arbeit auf der PACU?

Das Gute ist, dass wir Samstag Mittag um 14:30 Uhr zumachen. Eigentlich. Während Corona ist das natürlich ein bisschen anders. Aber normalerweise haben wir Samstag Nachmittag und Sonntag geschlossen und machen erst Montag morgens um 8 Uhr auf. Auf der einen Seite hat man die Intensivmedizin und kann viel lernen. Auf der anderen Seite hat man fast das ganze Wochenende frei. Das ist unglaublich angenehm und ein richtiger Pluspunkt.

Was begeistert Sie an Ihrem Beruf?

Mich begeistert eigentlich alles an der Intensivmedizin. Wir können zwar nicht jeden retten, aber das Leben der Patienten so viel einfacher machen. Außerdem gibt es viele Momente, in denen ich mein Wissen wirklich einsetzen kann. Zum Beispiel wenn ich mit Assistenzärzten arbeite und einen Vorschlag mache, wie ich den Patient behandeln würde und dann gesagt wird: ok, machen wir so. Viele Patientinnen und Patienten bedanken sich, sagen, dass ich ihnen sehr geholfen, sie sehr aufgebaut habe. Es gibt so viele schöne Momente, die mir das Gefühl geben, das Richtige zu machen.

Samuel Cahn, Foto: Michael Wodak

»Wir haben alle sehr viel Spaß auf der Arbeit. Egal was passiert, wir versuchen uns immer gegenseitig zu unterstützen, uns nicht unnötig anzupampen und gut aus jeder Situation rauskommen. Man muss nicht der lustigste Mensch sein, aber den Patienten, um die wir uns kümmern, zeigen, dass wir Freude an unserem Beruf haben. Denn sie sind die Leidtragenden und wir sind dafür da, ihre Situation hoffentlich ein bisschen besser zu machen.«

Was macht die Uniklinik Ihrer Meinung nach zu einem außergewöhnlichen Arbeitgeber?

Es gibt hier einerseits eine riesige Vielfalt an Bereichen, in denen man arbeiten kann. Und das andere ist die Vielfalt an Menschen. Man trifft jeden Tag neue Leute. Viele verschiedene Nationen, Sexualitäten, Geschlechter. Klar, das ist auf dem Klinikgelände manchmal ein bisschen wie auf dem Dorf. Aber wir leben ja auch noch in einer der größten Städte Deutschlands und dann ist das in Ordnung.

Wieviel Köln steckt in der Uniklinik?

Uniklinik Köln ohne Köln geht nicht. Es gibt Patienten, die die direkte Kölsche Art und den Kölschen Humor mögen und manche, die damit nicht so gut klarkommen. Aber ich glaube, die Leute wissen einfach: Die Uniklinik ist ein mega gutes Haus. Und sie kommen gerne her, weil sie wissen, dass sie hier einfach gut versorgt werden. In mir selber steckt, glaube ich, auch ein bisschen „Läppschheit“. Ich sag, wenn ich etwas nicht in Ordnung finde. Ich versuche natürlich immer freundlich zu sein, aber ich würde meine Patienten nie anlügen oder so tun, als ob ich etwas gut finde, wenn das nicht so ist.

Was würden Sie zukünftigen Kolleginnen und Kollegen raten?

Flexibel sein, auch im Kopf. Wer zum Beispiel in der Herzmedizin anfängt und merkt, das ist nicht so meins, geht eben in einen anderen Bereich. Die Uniklinik ist riesig. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten zu arbeiten. Jeder sollte wissen, dass eine Entscheidung nicht für das ganze Leben gilt. Niemand muss 40 Jahre auf der gleichen Station arbeiten.

Wie bekommen Sie in Ihrer Freizeit den Kopf frei?

Indem ich nicht zu Hause rumsitze. Wenn ich traurig bin, dass jemand gestorben ist oder sterben wird, hilft das niemandem und keiner wird davon gesünder. Darum muss man einen Weg finden, die Arbeit nicht mit nach Hause zu nehmen. Ich bin politisch sehr aktiv. Setze mich gegen rassistische und sexuelle Diskriminierung ein und arbeite mit Geflüchteten. Zum Abschalten liebe ich es, Essen zu gehen. Und ich mache Kampfsport.