Fehlgesteuerte Entladungen von Nervenzellen verursachen neurologische und psychiatrische Erkrankungen, wie die Parkinson-Krankheit (Schüttellähmung), Depressionen oder Zwangserkrankungen. Immer häufiger erkranken auch junge Menschen an diesen oftmals noch schwer zu behandelnden Krankheiten. Für die Betroffenen folgen oft dramatische Konsequenzen im Alltag und im Beruf. Die Weiterentwicklung der therapeutischen Behandlungsmöglichkeiten für solche Erkrankungen ist Ziel einer neuen, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten, interdisziplinären Verbundforschergruppe. Zu dieser gehören Ärzte und Wissenschaftler der Uniklinik Köln, des Max-Planck-Instituts für Neurologische Forschung und des Forschungszentrums Jülich.
Die Forscher beschäftigen sich insbesondere mit dem Einsatz neuer „neuromodulatorischer“ Verfahren, wie zum Beispiel der Tiefen Hirnstimulation. Mit diesem Therapieverfahren können bereits wichtige
Behandlungserfolge bei der Parkinson-Krankheit erzielt werden. Ausgangspunkt der Arbeit der Wissenschaftler ist die Annahme, dass bestimmte neurologische Bewegungsstörungen, wie beispielsweise die Parkinson-Krankheit, und psychiatrische Erkrankungen, wie beispielsweise Depressionen oder Zwangsstörungen, ein Ausdruck krankhafter Kopplungen zwischen tiefen Hirnarealen und der Hirnrinde sind. Neben der Beschreibung und Erforschung der Grundlagen der gestörten Kopplung in den Schleifen zwischen tiefen Hirnarealen und der Hirnrinde, verfolgen die Forscher vor allem auch innovative therapeutische Ansätze. So versuchen sie herauszufinden, wie die krankhaften Wechselwirkungen im Gehirn durch gezielte verhaltenstherapeutische Maßnahmen, medikamentöse Eingriffe oder Stimulationsverfahren, wie die Tiefe Hirnstimulation, besser beeinflusst und so die Symptome der jeweiligen Erkrankung abgemildert werden können.
„Die Deutsche Forschungsgemeinschaft war beeindruckt davon, dass es gelungen ist, eine derart interdisziplinäre Gruppe von Ärzten und Wissenschaftlern aus so unterschiedlichen Institutionen zusammenzubringen,“ erläutert Prof. Dr. Gereon Fink, Direktor der Neurologischen Klinik der Uniklinik Köln und Sprecher der neuen Forschergruppe. „An der Uniklinik Köln entsteht damit eine bundesweit einzigartige Forschergruppe, die den Schwerpunkt im Bereich der Tiefen Hirnstimulation zur Behandlung neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen gezielt verstärkt.“
Geleitet wird die neue Forschergruppe von Prof. Dr. Lars Timmermann, Professor für neurologische Bewegungsstörungen an der Uniklinik Köln. Er ist ein international ausgewiesener Spezialist und Experte für neurologische Bewegungsstörungen und Tiefe Hirnstimulation. „Die Bewilligung der Deutschen Forschungs gemeinschaft ist eine besondere Auszeichnung für uns. In dem Projekt werden Forschungsexpertise und klinisches Wissen auf optimale Weise zum Wohl der Patienten zusammengeführt.“ freut sich Prof. Dr. Lars Timmermann. „Die Therapie von Patienten mit Parkinson und anderen Bewegungsstörungen ist in den letzten Jahren viel besser geworden. Grundlegende Fortschritte für unsere Patienten können aber nur diese gemeinsamen Ansätze aus Forschung und Klinik erbringen,“ erläutert er weiter.
„Das neue Projekt ist ein weiterer schöner Beleg für die dynamische Entwicklung der Forschung an der Uniklinik Köln,“ so Prof. Edgar Schömig, Ärztlicher Direktor. Universitäre Medizin zum Wohle der Patienten werde damit einmal mehr praktisch umgesetzt.
Für Rückfragen
Univ.-Prof. Dr. Lars Timmermann
Leiter der AG Bewegungsstörungen und Tiefe Hirnstimulation
Leiter der KFO 219 „Basalganglien-Kortex-Schleifen“
Klinik und Poliklinik für Neurologie
Telefon: 0221 478-7494
E-Mail: lars.timmerman@uk-koeln.de
Univ.-Prof. Dr. Gereon R. Fink
Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurologie
Sprecher der KFO 219 “Basalganglien-Kortex-Schleifen”
Telefon: 0221 478-4455
E-Mail: gereon.fink@uk-koeln.de
Sina Vogt
Leiterin Stabsabteilung Kommunikation Uniklinik Köln
Telefon: 0221 478- 5548
E-Mail: pressestelle@uk-koeln.de
18.12.2009
Fehlerhafte Kopplungen als Ursache neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen
Über 2,9 Millionen Euro für neues Forschungsprojekt mit Experten der Uniklinik Köln