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30.09.2014 Pflege

Schluss mit Schwester! - Der Pflegeberuf und sein Image

Im Mittelpunkt des diesjährigen Pflegemanagementkongresses stand das Image der Pflege. Welches Image haftet der Pflege an? Wodurch wird dieses geprägt und wie lässt es sich beeinflussen und verändern? Über diese und andere Fragen diskutieren renommierte Experten aus ganz Deutschland am 25.09.2014 auf dem 3. Pflegemanagementkongress der Uniklinik Köln.

Vor über 200 Teilnehmern führte Vera Lux, Pflegedirektorin und Vorstandsmitglied der Uniklinik Köln, in das Thema ein und verdeutlichte, dass nicht jeder pflegen kann. Dabei nahm sie die Berufsgruppe Pflege in die Pflicht: “Wir müssen uns dafür einsetzen, die Unterschiede zwischen Laienpflege und professioneller Pflege darzustellen.“ Ein Weg in diese Richtung ist die Ausbildung der Marke 'Professionelle Pflege'. Dazu gehören laut Lux: evidenzbasierte Pflegeleistungen, die Sicherung der Ergebnisqualität, eine berufsständische Selbstverwaltung sowie zielgerichtete Öffentlichkeits- und Pressearbeit.

Sandra Mantz von der SprachGut® Akademie traf mit ihrem Vortrag den Nerv der Teilnehmer. Mit vielen praktischen Beispielen verdeutlichte die gelernte Altenpflegerin wie Sprache im Pflegealltag wirkt. Der Druck im Denken und Reden zeigt sich in Phrasen und Worten wie 'Stress', 'keine Angst', 'ich habe leider nur zwei Hände', 'ich werde verrückt'. Viele unbewusste Gewaltaspekte in unserer Sprache haben ihren Ursprung in den Kriegserfahrungen der Eltern- und Großeltern. Schöne Beispiele waren: 'Ich habe einen Anschlag auf Dich vor' – 'Dann schieß los!' oder das sprichwörtliche 'Bombenwetter'. „Wir brauchen einen professionellen Wortschatz, Sensibilität für eigene Denk- und Sprachmuster und Übung“, lautete ein Fazit von Mantz.

Welche Rolle die Kleidung bei der Außenwahrnehmung einnimmt, stellte Andrea Köhn von der Personalberatung Köhn & Kollegen vor. Eine wichtige Botschaft war: der erste Eindruck zählt immer. „Die erste intuitive Einschätzung reduziert Komplexität im Umgang mit anderen Menschen“, erklärte Köhn. Besonderes Interesse weckten die 'No-Gos' zur Kleidung bei Vorstellungsgesprächen oder wichtigen Konferenzen. Bei Frauen sind dies ein zu tiefer Ausschnitt oder das Tragen von Flip-Flops. Männer sollten unbedingt ein Unterhemd und nur dunkle Socken zu gepflegten Schuhen tragen. Auch die Sprache, Körperhaltung und die Manieren spielen eine wichtige Rolle. So lassen sich viele Facetten der persönlichen Wirkung trainieren und verbessern.

Journalist und Zeit-Autor Burkhard Straßmann war angetreten, „um sie zu ärgern“, wie er selber sagte. Er referierte aus Sicht der Presse über den guten alten Pflegenotstand, der schon zu oft ausgerufen, niemanden mehr hinter dem Ofen hervorlockt. In seinem Vortrag machte Straßmann deutlich, dass die Medien von den schlechten und nicht von den guten Nachrichten leben. Trotzdem gibt es Chancen Themen und Geschichten zu platzieren, wie zim Beispiel über evidenzbasierte Pflege.

Der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe e.V. (DBfK) Franz Wagner blickte über den Atlantik. Dort entstand in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts unter dem Eindruck eines akuten Personalnotstands der US-amerikanischen Krankenhauspflege das Konzept des Magnethospitals. Bei einer Untersuchung an Kliniken, die vom Fachkräftemangel weniger betroffen waren, wurden die 14 Kräfte des Magnetismus identifiziert. Seit 1990 sind diese Kräfte Grundlage eines komplexen Zertifizierungsverfahrens. Einige Krankenhäuser in Deutschland haben den einen oder anderen Aspekt bereits implementiert. Dennoch glaubt Wagner, dass das erste Magnet-Krankenhaus in Deutschland in frühestens zehn Jahren möglich sei. Es wäre eine Investition in Qualität, die Exzellenz der Pflege wird sichtbar und in Zeiten des Personalmangels haben Magnet-Krankenhäuser einen Wettbewerbsvorteil.

Im Anschluss präsentierte Prof. Christel Bienstein vom Department für Pflegewissenschaften der Universität Witten/Herdecke den Beitrag der professionellen Pflege zu den erforderlichen Veränderungsprozessen. Sie erläuterte, dass kaum ein Beruf so ein breites Spektrum bietet, sich zu entwickeln. Allerdings fehlen akademisch ausgebildete Pflegefachpersonen, um die Professionalisierung weiter voran zu treiben. Internationale Studien belegen, dass der Einsatz von Pflegenden mit einem Bachelorabschluss Einfluss auf die Behandlungsergebnisse hat. Ein gutes Beispiel sind Advanced Nurse Practitioners. Bienstein prognostiziert, dass sich zukünftige Versorgungsteams im Hinblick auf die Veränderungen im Gesundheitssystem und der Bedürfnislagen durch unterschiedliche Bildungsabschlüsse sowie individuelle Fähigkeiten und Berufserfahrungen auszeichnen.

„Die Pflegekammer kommt“, so das klare Statement von Prof. Dr. Frank Weidner, Dekan der Hochschule in Vallendar und Mitglied der Gründungskonferenz in Rheinland-Pfalz. Die erste Landespflegekammer in Deutschland wird mit 40.000 Mitgliedern die größte Kammer im Bundesland Rheinland-Pfalz sein. Die berufliche Selbstverwaltung führt zu einer verlässlichen Weiterbildung, regelt die Berufsausübung und erhöht den politischen Einfluss für die Pflege. „In Zukunft wird nicht mehr nur über die Pflege gesprochen, sondern mit der Pflege“, so Weidner. In Schleswig-Holstein liegt bereits ein weiterer Gesetzentwurf zur Errichtung einer Pflegekammer vor. Mit Bayern, Niedersachsen und Berlin gibt es weitere Bundesländer, die sich auf den Weg machen, so dass die Gründung einer Bundespflegekammer in Zukunft durchaus möglich zu sein scheint.

Die Bedeutung des Internets und die Rolle von Social Media in der Kommunikation beleuchtete abschließend Dirk Steinmetz von der Uniklinik Köln. Mittlerweile sind 79,1 Prozent der Erwachsenen in Deutschland zunehmend mit mobilen Endgeräten online. Dabei teilen junge Internetnutzer besonders gerne Fotos und Videos. Die Nutzung neuer Kommunikationswege bietet eine größere Reichweite, die Möglichkeit abseits üblicher Kanäle Einfluss auf das Image zu nehmen und in den Dialog mit unterschiedlichen Stakeholdern zu treten. Wichtig bleibt der direkte Kontakt mit den Zielgruppen, so zum Beispiel auf Ausbildungsmessen. Mit Hilfe der Mitarbeiter als (Pflege)-Markenbotschafter ist es möglich, ein anderes Bild der Pflege zu zeigen. In Wechselwirkung mit der Kommunikation auf Social Media Kanälen gibt es dann mehrere Kontaktpunkte, die es ermöglichen die Pflege positiv und differenziert darzustellen.

Viele unterschiedliche Faktoren nehmen Einfluss auf das Image der Pflege. Diese Faktoren gilt es zu beeinflussen, so dass die Pflege als Profession anerkannt und ernstgenommen wird. Diesen Wandel zu gestalten, ist die ureigene Aufgabe und Verpflichtung der Berufsgruppe Pflege.