Vier Tabletts mit Schweineherzen stehen aufgereiht bereit, um von den Pflege-Azubis erkundet zu werden. Die anfängliche Zurückhaltung weicht schnell der Neugier und dem Forschergeist des Nachwuchses. In kleinen Gruppen erkunden sie gemeinsam die Strukturen der Herzen, markieren und benennen einzelne anatomische Regionen. Anfangs nur von außen, später mit dem Skalpell auch von innen. Währenddessen geht ihr Lehrer Sven Dannemann von Tisch zu Tisch, beantwortet geduldig alle Fragen, gibt hier und da auch Hilfestellung. Er hat für die Auszubildenden des zweiten Ausbildungsjahres eine ganze Herzwoche organisiert und ihnen in den Tagen zuvor den detaillierten Aufbau des Herzens in der Theorie nähergebracht. „Die Kombination aus interaktivem Unterricht, anatomischem Quiz und praktischem Sezieren ermöglicht es den Auszubildenden, ihr Wissen auf eine ansprechende und praxisnahe Weise zu vertiefen“, erklärt der Pflegepädagoge.
Doch die Herzwoche rund um die Themen Herzinfarkt, Koronare Herzkrankheit und Herzinsuffizienz in der Lindenburg Akademie der Uniklinik Köln bot den 13 Auszubildenden neben anatomischem Verständnis und Einblicken in Krankheitsbilder noch viele weitere praktische Highlights. Sie wurden auch in wichtigen Kompetenzen geschult, unter anderem im Führen von Beratungsgesprächen mit herzkranken Patienten. Ziel war es, den angehenden Pflegenden zu vermitteln, wie sie die Bedürfnisse und Sorgen der Patienten verstehen und darauf eingehen können. Besonderes Augenmerk lag dabei auf der richtigen Reaktion in Notfallsituationen, insbesondere bei Herzinfarkten und Rhythmusstörungen.
Die Auszubildenden lernten den Umgang mit einem Automatischen Externen Defibrillator (AED) und die Herz-Lungen-Wiederbelebung, was entscheidend sein kann, um Patienten in kritischen Momenten zu unterstützen. In einem kleinen Wettbewerb konnten sie das zuvor Gelernte an modernen Simulatoren dann direkt unter Beweis stellen. „Hier haben wirklich alle, alles gegeben“, schmunzelt Sven Dannemann. In einem speziellen EKG-Kurs für Pflegekräfte erhielten die Azubis zudem mit einem auf die Pflege zugeschnittenen Fragetool ein Werkzeug an die Hand, um Rhythmusstörungen besser zu erkennen und schneller Alarm zu schlagen.
„Natürlich war das wichtigste Thema der Woche die spezielle Pflege von Herzpatienten und der Umgang mit den Betroffenen in dieser besonderen, oft sehr angstbesetzten Situation“, erklärt der Pflegeexperte. Und um das Thema abzurunden, beschäftigten sich die Teilnehmer zudem mit dem Weg des Patienten: vom Klinikaufenthalt über die Nachbehandlung bis hin zu Möglichkeiten der Pflegeberatung.
Der krönende Abschluss der Woche fand im Herzzentrum in der Kardiologie statt, wo die Auszubildenden mit den interprofessionellen Teams des Herzkatheters, der Elektrophysiologie und des Echolabors in einem Hands-On-Workshop zusammenarbeiteten. Bei dieser Gelegenheit konnten die Pflege-Azubis ihre erworbenen Kenntnisse in der Praxis anwenden und von Fachleuten lernen.
So konnten alle bei einer Ablation in der Elektrophysiologie dabei sein, bei mehreren Kardioversionen mithelfen, beim Herzecho aktiv werden und gemeinsam mit den Kardiologen die Strukturen auf dem Bildschirm identifizieren. Im Herzkatheterlabor wurden verschiedene Eingriffe durchgeführt und Schritt für Schritt erklärt – von der Stent-Implantation über die Dilatation bis hin zum Anbringen spezieller Mitraclips an der Mitralklappe.
„Es war nicht nur schön zu sehen, wie unsere Expertinnen und Experten für ihr Fachgebiet brennen, sondern auch, wie sich unsere Azubis von der Begeisterung anstecken ließen und Stolz ihr Wissen aus dem Unterricht in die Gespräche mit den Profis – darunter auch Klinikdirektor Prof. Dr. Stephan Baldus – einbringen konnten“, berichtet Sven Dannemann stolz im Rückblick. „Es war eine außergewöhnliche Woche mit unglaublich motivierten, wissbegierigen Auszubildenden und äußert offenen und engagierten Ärzte- und Pflegeteams im Herzzentrum. So macht Arbeiten richtig Spaß. Danke an alle.“
Azubi-Stimmen zur Herzwoche
„Die Herzwoche gefällt mir echt gut. Sie ist gefühlt intensiver und ausführlicher, weil man den Fokus auf einem speziellen Thema hat. Es ist schön, neue Dinge zu erforschen, wie beim Sezieren der Schweineherzen. Es ist etwas komplett anderes, so etwas selbst live zu sehen als nur in Büchern darüber zu lesen.“ Emir Ramusovic
„Mit hat am besten das Sezieren des Herzens gefallen. Es ist schon mega interessant, die Dimensionen und die echte Anatomie zu sehen. Theorie und Praxis sind ja immer ein großer Unterschied, daher war das sehr wertvoll. Mich interessiert auch die Kardiologie tatsächlich am meisten.“ Felix Blatzheim
„Die Herzwoche fand ich sehr gut. Sie ist natürlich ein sehr intensives Thema dadurch, dass man ja auch ein generelles Grundwissen zum Herzen hat. Und das bringt einen dann auch viel, viel weiter. Auch in Anatomie selbst. Das Coolste war für mich, das Herz zu sezieren und im Herzkatheterlabor die Gefäße zu sehen.“ Lisa Fischer
„Wir haben uns beim Sezieren alles angeschaut und das Herz auch mal aus einer anderen Perspektive kennengelernt. Man hat dadurch viel mehr verstanden und auch der Schulstoff war einfacher zu verstehen. Vor allem, weil ich meinen ersten Einsatz auch im Herzzentrum hatte und da auch gerne nach der Ausbildung hinmöchte.“ Kevin Wenz
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