Weg frei für Entlastung

Die Universitätsklinika in NRW haben sich mit der Gewerkschaft ver.di auf einen Tarifvertrag Entlastung geeinigt. Dieser gilt ab dem 1. Januar 2023 und sorgt dafür, dass die Arbeitsbedingungen deutlich verbessert werden. Die Regelungen betreffen insbesondere patientennahe Berufsgruppen aber auch Beschäftigte etwa aus den Laboren oder der Kindertagesstätte. Auszubildende profitieren ebenfalls von der Entlastung. Wer in der Uniklinik Köln arbeitet, kann sich zukünftig sicher sein, dass es zumindest national keine besseren Rahmenbedingungen in anderen Krankenhäusern gibt. Die Umsetzung des auf 5 Jahre ausgelegten Tarifvertrags wird stufenweise und mit Übergangsfristen erfolgen.

Die zentralen Punkte der Einigung

5 Mal Entlastung

Modell 1: Schichtgenaue Entlastung

Gilt für: Normalstation, Intensivstation, IMC, Pädiatriestationen, Palliativstation, Covidstation, Geriatriestationen, Frührehabilitation, ZNA, Kindernotaufnahme, HKL, Kinder-HKL, Endoskopie, Dialyse, OTA/ATA, OP-Pflege, Anästhesie-Pflege, Aufwachraum, Kreißsaal, Psychiatriestationen (inklusive Psychosomatik und Kinder- und Jugendpsychiatrie), ambulante OPs

So funktioniert es: Belastungssituationen werden zukünftig durch ein automatisiertes System erfasst, das ab dem 1. Januar 2025 starten soll. Bis dahin erhalten die betroffenen Beschäftigten pro Kalenderjahr pauschal fünf Entlastungstage.

Modell 2: Bereichsbezogene Entlastung

Gilt für: Radiologie, Kindertagsstätte, Patienten Service

So funktioniert es: Wird im jeweiligen Bereich die neue Mindestbesetzung im Kalenderjahresdurchschnitt unterschritten, erhalten die Beschäftigten des jeweiligen Bereichs fünf Entlastungstage.

Modell 3: Pauschalierte Entlastung

Gilt für: Beschäftigte mit Tätigkeiten wie fallbezogene Beratungs- und Informationsaufgaben und Bettenmanagement und Koordinierungsaufgaben. An der Uniklinik Köln zählen Beschäftigte des zentralen Care und Case Management sowie die dezentralen Beschäftigten im Case Management der einzelnen Kliniken dazu.

Lotsen fallen nur dann unter das Modell 3, wenn sie patientennah innerhalb des tariflich benannten Aufgabenspektrums tätig sind. Das heißt über das praktizierte Tätigkeitsprofil müssen fallbezogene Beratungs- und Informationsaufgaben und Bettenmanagement und Koordinierungsaufgaben ausgeübt werden.

So funktioniert es: Diese Beschäftigten erhalten drei Entlastungstage pro Kalenderjahr.

Modell 4: Entlastung durch standortspezifischen Stellenaufbau

Gilt für: Blutspende, Ambulanzen, Patientenaufnahmen, Mikrobiologie, Transfusionslabor und Zentrallabor

So funktioniert es: Pauschaler Zusatz von insgesamt 30 Vollzeitkräften in den oben genannten Bereichen. Wird der vereinbarte Stellenaufbau nicht erreicht oder wird im Kalenderjahresdurchschnitt davon abgewichen, werden den relevanten Beschäftigten drei Entlastungstage pro Kalenderjahr gewährt.

Modell 5: Entlastung für Auszubildende und Dual-Studierende

Gilt für: Auszubildende (inkl. BBIG) und Dual-Studierende

So funktioniert es: Für Auszubildende (auch Auszubildende nach BBiG) und Dual-Studierende wurden pauschal zwei Zusatzurlaubstage festgelegt. In Ausbildungsberufen, in denen eine Praxisanleitung gesetzlich vorgegeben ist, erhalten die Auszubildenden und Dual-Studierende pro nicht erfolgter Praxisanleitung in einer Schicht zusätzlich einen freien Selbstlerntag, maximal aber drei Tage pro Jahr zusätzlich.

Regina Haas, Stellvertretende Teamleitung Anästhesiepflege

Regina Haas, Foto: Michael Wodak

»Die Zeit des Streiks war anstrengend, emotional, lehrreich und in der Verhandlungszeit geprägt von langen Abenden. Ich habe mich aktiv beteiligt und viele hochmotivierte Kolleginnen und Kollegen kennengelernt, die sich sehr für ihre Arbeitsbereiche einsetzen. Dass Belastung im Arbeitsalltag wahrgenommen wird, ist für mich ein wichtiger Faktor, den ich auch in meine Führungsaufgabe einbaue. Ein leistbares Arbeitspensum, Wertschätzung und zum notwendigen Zeitpunkt Entlastung, das erhält die Gesundheit, die Freude an der Aufgabe und motiviert alle, lange im Beruf zu bleiben.«

Samuel Cahn, Gesundheits- und Krankenpfleger auf der PACU

Samuel Cahn, Foto: Michael Wodak

»Ich habe die Zeit des Streiks als anstrendend empfunden. Meine Station wurde geschlossen und ich musste auf verschiedenen anderen Stationen aushelfen. Auch wenn ich mich nicht direkt am Streik beteiligt habe, fand ich diesen dennoch sehr gut und wichtig. Wir machen unsere Arbeit und auch den Streik nicht nur für uns, sondern auch für unsere Patientinnen und Patienten. Ich hoffe, dass wir die Entlastung wirklich spüren werden. Krankenpfleger zu sein ist eine großartige Sache, vielseitig, spannend und lustig. Wenn sich unsere Arbeitsbedingungen weiter positiv entwickeln, dann werden hoffentlich mehr Menschen diesen Weg gehen.«

Angelina Westphal, Auszubildende zur Pflegefachfrau

»Die Zeit des Streiks habe ich persönlich als Zeit des Umbruchs erlebt. Gedanken wurden zu Worten und Worten folgten Taten. Besonders wichtig ist mir beim TV-E derzeit natürlich die Anleitungssituation für Auszubildende, weil sie mich unmittelbar betrifft. Da ich motiviert bin, langfristig in diesem Beruf zu arbeiten, ist nach der Ausbildung aber natürlich auch der Belastungsausgleich von besonderer Bedeutung, um Burnout, Stress und Depressionen bei den Pflegenden vorzubeugen und meinen Anspruch an gute Patientenversorgung dauerhaft gewährleisten zu können.«

Dennis Nano, Pflegedienstleitung Allgemeinpflege

Dennis Nano, Foto: Michael Wodak

»Im Streik war man als Pflegedienstleitung vieles: Unterstützer, Einforderer, Vermittler, Lösungsfinder, Zuhörer oder auch Coach – aber niemals Gegner. Trotz der sehr unterschiedlichen Bewertung der Streikmaßnahmen, waren sich die Meisten im Kern einig, dass es für professionelle pflegerische Versorgung und bessere Arbeitsbedingungen dringende Veränderungen im Gesundheitssystem braucht. Jetzt ist der TV-E überall vorherrschendes Gesprächsthema. Ich erlebe positive Gespanntheit und viel Hoffnung. Ich persönlich hoffe auf eine Magnetwirkung mit vielen Bewerbungen, sodass die vereinbarten Entlastungen zügig konkrete Form annehmen können.«