Gynäkologie

Im Beckenbodenzentrum der Frauenklinik der Uniklinik Köln werden verschiedene Formen der Inkontinenz der Frau sowie Senkungsbeschwerden behandelt.

Mit zunehmendem Lebensalter kann es zu einer Schwächung des Bindegewebes kommen. Meist beginnt dies um das 50. Lebensjahr, manchmal aber auch schon früher. Dies kann zu einer Beckenbodenschwäche und sogenannten Senkung (Deszensus) der weiblichen Genitalorgane (wie Gebärmutter, Scheide, Blase und Teile des Enddarms) führen und sich in entsprechenden Beschwerden wie Juckreiz, Schmerzen, vaginales Druckgefühl oder häufigen Harnweginfektionen äußern.

Ein besonderes Problem dieser Bindegewebsschwäche bei Frauen ist der Verlust über die Kontrolle des Wasserlassens („Blasenschwäche“ oder auch Urininkontinenz genannt). Durch Nachgeben der bindegewebigen Strukturen des Beckenbodens können diese ihre Funktion nicht mehr richtig ausführen und es kommt zum unwillkürlichen Urinverlust. Diese Beschwerden beginnen zwar oft schleichend, nehmen aber in ihrer Beschwerdesymptomatik zu und haben einen gravierenden Einfluss auf die Lebensqualität und führen zu einem hohen Leidensdruck Betroffener.

Dies muss und soll kein Tabuthema sein - sehr gerne nehmen wir uns die Zeit für eine ausführliche Anamnese und Untersuchung, um so ein passendes Therapiekonzept anzubieten.

Neben den konservativen Therapieoption haben wir in unserer Abteilung spezielle, auch minimal-invasive Operationsverfahren („Schlüsselloch-OPs“) entwickelt, um gezielt diese Senkungen und Urininkontinenzen zu behandeln.

Diagnostik

Urogynäkologische Untersuchung

Vor der urogynäkologischen Untersuchung werden Sie zunächst gebeten, gezielte Fragebögen auszufüllen, die uns helfen, Ihnen unwichtige Untersuchungen zu ersparen und die weiteren diagnostischen Schritte durchzuführen, die sich mit Ihrem spezifischen Problem beschäftigen. Danach erfolgt ein ausführliches Gespräch mit dem / der Arzt / Ärztin, in dem Sie noch einmal Gelegenheit haben, Ihre besondere Problematik darzustellen und vor allem darauf hinzuweisen, welche Probleme Sie im täglichen Alltag am meisten stören.

Anschließend erfolgt durch den/die Arzt / Ärztin eine sorgfältige Diagnose Ihres Beckenbodens. Dies erfolgt zunächst mit einer normalen gynäkologischen Untersuchung bis hin zur speziellen Ultraschalluntersuchung des inneren Beckens und Funktion von Harnröhre und -blase. Es wird u.a. geprüft, ob eine Senkung von Gebärmutter, Harnblase oder des Enddarms vorliegt. Desweiteren kann die Diagnose noch durch weitere Untersuchungen wie eine Blasendruckmessung (Urodynamik) oder spezielle bildgebende Untersuchungen (z.B. MRT-Untersuchungen) oder einer Harnröhren- und Harnblasenspiegelung sinnvoll ergänzt werden.

Konservative Verfahren

Nichtoperative, also konservative Behandlungen stehen immer am Anfang einer verantwortungsvollen Therapie. Im Falle einer beginnenden Beckenbodenschwäche (bspw. einer leichten Senkung der Genitalorgane oder Harninkontinenz) ist bereits ein frühzeitiger Beginn von konservativen Therapien wie zum Beispiel ein gezieltes Beckenbodentraining sinnvoll und ratsam. So kann einerseits vorgebeugt werden und Symptome verbessert werden.

Dies kann in Anbetracht der spezifischen Umstände der Patientin (zum Beispiel fortgeschrittenes Lebensalter, eingeschränkte Beweglichkeit, hohe internistische Risiken, eingeschränkte OP-Fähigkeit) zu folgenden Empfehlungen führen:

  • Empfehlungen für das Trink- oder Toilettenverhalten
  • Lebensstiländerungen und Ernährungstherapie
  • Häusliche Hilfestellung und Pflegeutensilien 
  • spezielle Medikamente, zur Unterdrückung des Harndrangs
  • Pessare (aus speziellen weichen Kunststoffen bestehende ring-, schalen- oder würfelförmige Fremdkörper, welche temporär in die Scheide eingesetzt werden, um den Beckenboden zu (unter-)stützen.
  • gezielte Physiotherapie für den Beckenboden eventuell kombiniert mit Biofeedback, Elektrostimulations- oder Entspannungstherapie
  • vaginale Lasertherapie 
     
Operative Verfahren

Stationäre nichtoperative Behandlungen

Bestimmte Behandlungsverfahren laufen zwar unter der Bezeichnung nichtoperativ, erfordern aber dennoch einen kurzen Krankenhausaufenthalt. Hierzu zählen:

  • Unterspritzungsverfahren für die Harnröhre bei Blasenschwäche
  • Botulinumtoxin Injektionen in die Harnblase bei Harndrangerkrankungen

 Operationen mit stationärer Aufnahme

Wenn Sie in der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Uniklinik Köln behandelt werden sollen, nehmen wir Sie in den Gebäuden der Frauenklinik in der Kerpener Str. 34 in 50931 Köln stationär auf. Hier werden modernste operative Verfahren der Beckenbodenchirurgie durchgeführt. Neben klassischen Operationen können wir auch durch minimal-invasive Operationsverfahren mit oder ohne Einsatz synthetischer Materialien Ihren Beckenboden wieder rekonstruieren und somit verstärken.

Durch schonende Operationsverfahren erzielen wir kurze Krankenhausaufenthalte, geringe Schmerzen und das Wiedererlangen einer normalen Beckenbodenfunktion.

Wir unterscheiden prinzipiell folgende Arten von Operationen:

  • Vaginale Operationen wie
    • totale Gebärmutterentfernung,
    • Blasen oder Darmhebungen
    • Einlage spannungsfreier Bänder (Schlingen) unterhalb der Harnröhre (sog. TOT oder TVT Operationen)
    • Scheidenfixierungen 
    • Operationen am Damm und Enddarm
    • Botox-Injektionen in die Blase
  • Abdominale Operationen 
    • mittels Bauchschnitt oder Bauchspielung (minimal-invasiv)
      • Gebärmutter(teil)entfernung
      • Senkungsoperationen mit und ohne „Netzen“ oder Bändern 
      • Verstärkung des Beckenbodens

Operationen zur Behandlung einer Belastungsinkontinenz (spannungsfreie Bandeinlage unterhalb der Harnröhre)

Unterhalb der Harnröhre befindet sich eine anatomische Bandstruktur, die oftmals in Folge von Geburten verletzt werden kann und deshalb schon bei relativ jungen Frauen zu dem Problem der Belastungsinkontinenz (früher auch als „Stressinkontinenz“ bezeichnet) führt. Bei diesen Frauen kann das anatomische Band durch ein Kunststoffbändchen ersetzt werden. Dies erfolgt normalerweise in einer kurzen Narkose. Der Eingriff dauert ca. 20 Minuten. Das Bändchen kann dabei in mindestens zwei verschiedenen Weisen eingelegt werden. Gemäß den Untersuchungsergebnissen wird man sich für eins der beiden bevorzugt entscheiden. Bei dieser Operation kann bereits nach wenigen Stunden der Blasenkatheter entfernt werden und Sie können wieder normal mit Blasentraining beginnen. Meistens werden Sie am Folgetag bereits die Klinik wieder verlassen können.

Operationen zur Behebung der Senkung des inneren Genitales

Seit wenigen Jahren sind neue Operationsverfahren entwickelt worden, bei denen die haltenden Strukturen eines defekten Beckenbodens ersetzt werden, die für die Senkung primär zuständig sind. Es handelt sich dabei zumeist um den Ersatz von wichtigen Haltebändern im Becken, die in Folge von einer Bindegewebsschwäche verlorengehen. Diese Bänder können heutzutage alle ersetzt werden. Sie werden entweder an der Gebärmutter oder aber am Scheidenende festgenäht, bringen die Scheide und Harnblase wieder in eine anatomisch korrekte Position und beheben somit die Senkung und deren Folgen. Diese Operationen können meistens mittels Bauchspiegelung  (Laparoskopie) durchgeführt werden.

Plastische Operationen bei Fehlbildungen des inneren Genitales

Es gibt einige Krankheitsbilder, bei denen die inneren Genitale nicht vollständig ausgebildet sind. Für eine Frau erweist sich dabei als besonders unangenehm das Fehlen der Scheide.
Mit spezifischen Operationstechniken können neue Scheiden gebildet werden. Dazu nehmen wir zumeist Haut, die wir vom Gesäß entnehmen und setzen diese in eine neu formierte Scheide. Diese Operationen sollten normalerweise nicht vor dem 16. Lebensjahr durchgeführt werden und werden interdisziplinär mit den Fachrichtungen der Urologie und Chirurgie behandelt.

Wie geht es weiter, wenn eine Operation erforderlich ist?

Wir werden schon in der Ambulanz mit Ihnen die Details der Operation und des Ablaufs Ihres stationären Aufenthaltes bei uns genau besprechen. Dazu hier schon einige Informationen vorab:

Vorbereitung

Die erforderlichen Operationsvorbereitungen erfolgen an einem gesonderten Termin in unserer Ambulanz. Hier werden Sie mit einem Narkosearzt (Anästhesisten) sprechen, ein EKG wird geschrieben und eventuell erfolgt eine Blutentnahme. Desweiteren werden Abstriche für die gängignen Krankenhauskeime („MRSA“) und dem Covid-Virus genommen. Danach können Sie wieder nach Hause gehen und kommen morgens am Operationstag erst wieder in die Frauenklinik. 

Operation

Am Operationstag kommen Sie nüchtern zur Anmeldung (Poliklinik, Erdgeschoss) und werden dann auf der gynäkologischen Station aufgenommen (Stationen 4 oder 5, 4./5. Obergeschoss). Mindestens sieben Tage vor der Operation dürfen Sie kein Aspirin mehr eingenommen haben. Am Operationstag müssen Sie nüchtern, d.h. ungefrühstückt sein. Bei ambulanten Eingriffen müssen Sie wieder abgeholt werden.

Nachbetreuung

Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus werden Sie durch Ihren einweisenden Arzt und/oder durch das Team der Abteilung Urogynäkologie des Kontinenz- und Beckenbodenzentrums weiterhin betreut. Etwa drei bis sechs Monate nach der Operation würden wir uns im Rahmen der Qualitätssicherung sehr freuen, von Ihnen zu erfahren, ob es Ihnen gut geht und ob Sie zufrieden sind (zum Beispiel per Telefon oder Verlaufskontrolle).

Anmeldung

Sie finden die urogynäkologische Sprechstunde im Erdgeschoss im Gebäude der Frauenklinik (nicht Bettenhaus), Kerpener Str. 34, 50931 Köln. Die Sprechstunde findet in der Poliklinik statt. 

Sprechstundenzeiten:
Montags und dienstags jeweils von 09:00 bis 16:00 Uhr
Die Termine werden telefonisch vergeben unter Telefon +49 221 478-87550.

Bitte bringen Sie folgendes mit:

  • den Überweisungsschein vom Gynäkologen/in
  • Ihre Versicherungskarte
  • Ihre Vorbefunde (z.B. Operationsberichte von früheren Behandlungen)
  • Ihre Medikamentenliste und Allergiepass
  • eventl. Trink- und Miktionsprotokoll (Protokoll zur Häufigkeit des Toilettengangs (Uhrzeit) und die Menge des Urins).
Priv.-Doz. Dr.--Ludwig-Sebastian
Priv.-Doz. Dr. Sebastian Ludwig

Leitung Kontinenz- und Beckenbodenzentrum, Bereich Frauenklinik