Das Lipödem ist eine krankhafte Fettverteilungsstörung, von der bundesweit vermutlich 4 Millionen Frauen betroffen sind und die nur wenig erforscht ist. Die symmetrische Fettvermehrung an Beinen, Armen, Hüfte und Po, die nicht durch Diäten oder Sport kontrollierbar ist, bringt zahlreiche körperliche und psychische Belastungen mit sich. Vor allem die kaum behandelten Schmerzen sind für viele Betroffene eine tägliche Herausforderung. Um diese Versorgungslücke zu schließen und die Forschung nach neuen Therapiemöglichkeiten zu begleiten, eröffnet das Schmerzzentrum der Uniklinik Köln nun die deutschlandweit erste Spezialsprechstunde Lipödemschmerz an der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin.
„Die neue Spezialsprechstunde soll eine wichtige Anlaufstelle für betroffene Frauen sein, die oft jahrelang mit unerklärlichen Beschwerden leben. Wir wollen ihren langen Weg von häufig 20 Jahren bis zur Diagnose deutlich verkürzen und eine frühzeitige Diagnosestellung ermöglichen“, erklärt Dr. Vanessa Löw, Ärztliche Leiterin des Schmerzzentrums. „Unser Ziel ist es, den Patientinnen individuell bestmöglich Schmerzlinderung zu ermöglichen. Wir werden auch mithelfen, die psychischen Belastungen aufzufangen, die mit dieser Erkrankung einher gehen können.“
Die Spezialsprechstunde steht allen Lipödem-Patientinnen offen, unabhängig davon, ob die Diagnose bereits gestellt wurde oder nicht. Eine umfassende Anamnese und Diagnostik, einschließlich klinischer Untersuchungen und Schmerzfragebögen, soll den individuellen Bedürfnissen jeder Patientin gerecht werden. Zusätzlich wird die Möglichkeit einer psychotherapeutischen Unterstützung angeboten.
Die Lipödem-Schmerzsprechstunde ist Teil einer umfassenderen Erforschung der Ursachen und Therapiemöglichkeiten des Lipödems an der Uniklinik Köln. So untersucht die Forschungsgruppe um Univ.-Prof. Dr. Tim Hucho die pathophysiologischen Ursachen des Lipödems und hat nun einen ersten auf sensorischen Messungen basierenden Score zur objektivierten Diagnose der Erkrankung vorgeschlagen.
„Schmerz wird als ein zentrales Problem im Alltag von Lipödempatientinnen und Lipödemexperten dargestellt", betont Prof. Hucho, Leiter der experimentellen und klinischen Schmerzforschung in der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin. „Trotzdem sind weder die Schmerzen noch Schmerzbehandlungsmöglichkeiten bislang ausreichend untersucht. Unsere Lipödem-Schmerzsprechstunde ist ein wichtiger Schritt, um das Bewusstsein für diese Erkrankung zu schärfen und effektive Behandlungsmethoden zu entwickeln.“