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15.02.2017 Neue Forschungsplattform

FungiResearch: Europäische Forschungsplattform für klinische Antimykotika-Entwicklung gegründet

Prof. Dr. O. Cornely, Leiter des Zentrums für Klinische Studien Köln
Prof. Dr. O. Cornely, Leiter des Zentrums für Klinische Studien Köln (ZKS Köln), Foto: Uniklinik Köln

Invasive Pilzinfektionen sind vergleichbar selten, enden aber bei immungeschwächten und schwerstkranken Patienten oft tödlich. Die Entwicklung und Zulassung von geeigneten Pilzmitteln, sogenannten Antimykotika, stellen Forscher vor eine besondere Herausforderung. Um die Behandlung betroffener Patienten in diesem hochspezialisierten Bereich zu beschleunigen, haben sich sechs Forschungs- und Behandlungszentren zusammengetan, um vernetzt und übergreifend Antimykotika zu entwickeln und beschleunigt in die Anwendung zu bringen. Zu den Gründungszentren gehören neben dem Uniklinikum Köln die Universitätsklinika Aachen, Erlangen, München LMU, Würzburg sowie das Klinikum München-Neuperlach.
 
Für die meisten Pilze gibt es keine Standardbehandlungen. Infektionen durch Schimmelpilze können bei Aspergillose Organe wie Nasennebenhöhlen, Leber und Lunge, bei Mukormykose auch Augen und Hirn befallen. Therapieoptionen existieren sehr eingeschränkt. Das besondere Problem: Invasive Pilzerkrankungen sind selten und daher schwer zu untersuchen. Es gibt vergleichsweise wenig Patienten (1:10.000), die jedoch schnellstens behandelt werden müssen. Eine rasche Zulassung ist notwendig, um Patienten außerhalb von klinischen Studien neue wirksame Medikamente zugänglich machen zu können. Und: Es wird zukünftig immer mehr immunsupprimierte Patienten – beispielsweise Krebspatienten nach einer Chemotherapie – geben, für die ohne schnelle Behandlung jede Hilfe zu spät kommt.
 
Das Netzwerk FungiResearch knüpft an eine erfolgreiche internationale Zusammenarbeit im Bereich „seltene Pilzerkrankungen“ an: der Zulassung des Antimykotikums Isavuconazol durch die Arzneimittelzulassungsbehörde der USA (FDA) und die europäische Arzneimittelagentur (EMA) im Oktober 2015.
 
Für die Zulassung musste eine vergleichbare oder überlegene Wirkung gegenüber einer Vergleichsgruppe belegt werden. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor dabei war der Zugriff auf die Daten- und Probenbank FungiScope, die von Infektiologen um Prof. Dr. Oliver Cornely an der Uniklinik Köln entwickelt wurde. FungiScope umfasst mittlerweile 693 seltene Fälle unterschiedlicher Pilzinfektionen aus 66 Ländern und gilt weltweit als einzige große Vergleichsdatenbank dieser Art. Sie eröffnet unter anderem Medizinern neue Erkenntnisse und Rückschlüsse auf die Behandlung ihrer Patienten: Der Vergleich mit Patienten aus dem FungiScope-Register konnte bei Isavuconazol (Handelsname: Cresemba) zeigen, dass das neue Medikament ähnlich effektiv gegen Mukormykosen wirkt wie der üblicherweise eingesetzte, aber relativ toxische Wirkstoff Amphotericin.
 
Das stetig wachsende Netzwerk von Expertinnen und Experten mündet mit FungiResearch in einen systematisch agierenden Forschungsverbund, um zukünftig noch schneller auf den klinischen Bedarf nach „Orphan Drugs“ für Pilzerkrankungen reagieren zu können. An der Uniklinik Köln sind die Klinik I für Innere Medizin, das Zentrum für Pharmakologie und das Zentrum für Klinische Studien Köln (ZKS Köln) beteiligt.
 
Der Infektiologe Prof. Dr. Oliver Cornely, Leiter des Zentrums für Klinische Studien Köln (ZKS Köln), ist Initiator und Gründungsmitglied von FungiResearch: „Wir wollen mit unserem kontinuierlich wachsenden Netzwerk spezialisierter Forscherinnen und Forscher den Weg für neue Therapien zu extrem seltenen Pilzinfektionen ebnen. Durch Austausch, Vernetzung und über gemeinsame Studienprojekte beschleunigen wir nicht nur akademische klinische Forschung, sondern sind auch ein hoch interessanter Forschungspartner für Unternehmen weltweit, die Orphan Drugs im Bereich Pilzinfektionen entwickeln und in die Anwendung bringen wollen.“
 
 
 
FungiResearch: Die Gründungszentren
 
Uniklinik Köln
- Klinik I für Innere Medizin und CECAD, Prof. Dr. Oliver Cornely
- Zentrum für Pharmakologie, Priv.-Doz. Dr. Carsten Müller
- Zentrum für Klinische Studien Köln, Dr. Endrik Limburg
 
Uniklinik RWTH Aachen
- Medizinische Klinik IV, Dr. Jens Panse
 
Universitätsklinikum Erlangen
Medizinische Klinik 5, Prof. Dr. med. Stefan Krause
 
Ludwig-Maximilians Universität München,
- Medizinischen Klinik und Poliklinik III, Prof. Dr. med. Helmut Ostermann
 
Städtisches Klinikum München - Klinikum Neuperlach
- Klinik für Hämatologie und Onkologie, Prof. Dr. med. Meinolf Karthaus
 
- Universitätsklinikum Würzburg
Medizinische Klinik und Poliklinik II, Priv.-Doz. Dr. med. Werner Heinz