Medizinische Notfälle im Weltall sind zwar selten, können aber eine gesamte Raumfahrtmission abrupt scheitern lassen. Die Schwerelosigkeit birgt dabei besondere Herausforderungen wie beispielsweise Herzrhythmusstörungen oder Veränderungen in der Blutverteilung des menschlichen Körpers. Kürzlich ist daher die erste evidenzbasierte Leitlinie zur Reanimation in der Schwerelosigkeit unter Mitwirkung zahlreicher Mediziner der Uniklinik Köln und der Medizinischen Fakultät im Scandinavian Journal of Trauma, Resuscitation and Emergency Medicine publiziert worden.
Die Arbeit „Cardiopulmonary resuscitation (CPR) during spaceflight - a guideline for CPR in microgravity“ beschreibt zum ersten Mal die erforderliche evidenzbasierte Vorgehensweise bei einem Herz-Kreislaufstillstand im Rahmen der Raumfahrt. Bisher wurden fünf unterschiedliche Techniken entwickelt und analysiert, wie beim Herz-Kreislaufstillstand in Schwerelosigkeit vorgegangen werden kann. Des Weiteren sind auch das Atemwegsmanagement und die weitere Behandlung nach einem Herz-Kreislaufstillstand noch nicht einheitlich definiert. Ziel der Leitlinie ist es, die Sicherheit und medizinische Versorgung im Weltall beziehungsweise in Schwerelosigkeit zu verbessern.
Durch zukünftige Missionen zum Mond oder zum Mars, einer ständigen Besetzung der Internationalen Raumstation ISS und den zukünftig voraussichtlich zunehmenden Weltraumtourismus gilt die Leitlinie als Pfeiler der wissenschaftlichen Zukunft der Notfallmedizin im Weltall.
Für ihre Erstellung haben zwei internationale Luft- und Raumfahrtmedizinische Gesellschaften sowie mehr als 20 Autoren unter anderem der Uniklinik Köln unter der Leitung von Prof. Dr. Jochen Hinkelbein und Steffen Kerkhoff von der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin eng kooperiert und unzählige Publikationen recherchiert, erfasst und analysiert.