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17.11.2023 Infektiologie

Internationales Netzwerk will Bakteriophagentherapie voranbringen

Bridge2Phage-Allianz erhält Förderung vom Bund

(v.l.) Dr. Annika Claßen und Prof. Dr. Maria Vehreschild, Fotos: Michael Wodak / Klaus Schmidt
(v.l.) Dr. Annika Claßen und Prof. Dr. Maria Vehreschild, Fotos: Michael Wodak / Klaus Schmidt

Die Bridge2Phage-Allianz ist ein internationales Netzwerk, um Wissenslücken in der Bakteriophagenforschung zu schließen. Jetzt wird das Projekt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 102.000 Euro gefördert.

Im Rahmen des Förderprogramms Integration der Region Mittelost- und Südosteuropa in den Europäischen Forschungsraum – kurz Bridge2Era – des Bundesministeriums für Bildung und Forschung wurde mit Partnerinnen und Partnern aus neun Ländern die Bridge2Phage-Allianz entwickelt. Mit der Verwaltung der Fördermaßnahme wurde das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt betraut. 

Das Projekt leiten Univ.-Prof. Dr. Maria Vehreschild, Leiterin des Schwerpunktes Infektiologie der Medizinischen Klinik II am Universitätsklinikum Frankfurt, und ihre Stellvertreterin Dr. Annika Claßen, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Infektiologie der Klinik I für Inneren Medizin an der Uniklinik Köln. Nun wurden Mittel in Höhe von 102.000 Euro bewilligt.

Die Partner planen, die multinationale, interdisziplinäre Bridge2Phage-Allianz zu gründen. Ein initiales Konsortium wurde dazu bereits ins Leben gerufen. Es verbindet gut vernetzte, internationale Expertinnen und Experten mit herausragenden Fachkenntnissen der Phagenforschung. Mit der Allianz sollen europäische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Ärztinnen und Ärzte zusammenkommen. Besonders sollen Vertreter aus mittel- und südosteuropäischen Ländern und deren wissenschaftlicher Nachwuchs eingebunden werden. 

Die beteiligten Wissenschaftler bilden die gesamte Breite der Phagenforschung ab: von der Präklinik zur Produktion und Therapie bis hin zu wissenschaftlichen Folgeuntersuchungen nach der Behandlung. Das Projekt läuft zunächst über einen Probezeitraum von 20 Monaten. Langfristig soll dann ein internationales Netzwerk etabliert werden, um weitere interessierte Spezialistinnen und Spezialisten zu gewinnen: „Die Bridge2Phage-Allianz wird den Grundstein für die wissenschaftliche Vernetzung von europäischen Expertinnen und Experten legen und damit die Forschung zu Bakteriophagentherapie erheblich voranbringen“, ist sich Prof. Vehreschild sicher. Der erste Projektworkshop findet im März 2024 in Frankfurt statt.

Hintergrund Phagentherapie: 

Bakteriophagen (kurz: Phagen) sind Viren, die ausschließlich Bakterien infizieren. Diese sogenannten lytischen Phagen können ihren bakteriellen Wirt gezielt töten, ohne die vielen für uns guten Bakterien – wie zum Beispiel im Darm – zu schädigen und den sogenannten Selektionsdruck auszulösen. Denn: Jeder Antibiotika-Einsatz kann die Selektion resistenter Bakterien fördern, weil die empfindlichen Bakterien abgetötet werden. Dadurch können sich die resistenten Bakterien unter einer antibiotischen Behandlung vermehren. Die bakterielle antimikrobielle Resistenz beeinträchtigt die Wirkung von Phagen nicht zwangsläufig. Sie können daher auch multiresistente Bakterienstämme schädigen und auflösen – in Fachkreisen heißt das: lysieren. Die Therapie mit lytischen Phagen – allein oder in Kombination mit anderen Antiinfektiva – gilt als vielversprechende Behandlungsstrategie gegen antibiotikaresistente Bakterien.