Alzheimer ist eine sehr schwerwiegende und bis heute unheilbare Krankheit. Sie geht mit der Ablagerung von zwei Proteinen im Gehirn einher: dem Amyloid-Protein und dem Tau-Protein. Welches Protein jedoch für den schleichenden Verlust der Geisteskraft verantwortlich ist, ist bisher unklar. Auf der Jahrestagung der internationalen Gesellschaft für Nuklearmedizin und molekularen Bildgebung, die aktuell in San Diego stattfindet, ist die Arbeitsgruppe „Multimodale Bildgebung neuronaler Netzwerke“ der Klinik für Nuklearmedizin der Uniklinik Köln mit dem „Image of the year“-Preis ausgezeichnet worden. Ihre Arbeit zeigt: das Tau-Protein sollte noch stärker in den Forschungsfokus der Entstehung der Alzheimer-Demenz gerückt werden.
Die Tracer-Methode ist eine moderne Form der nuklearmedizinischen Diagnostik. Ein Tracer ist eine leicht radioaktiv markierte Substanz, die in einem lebenden Organismus am Stoffwechsel teilnimmt. An der Uniklinik Köln wurden Alzheimerpatienten mit drei unterschiedlichen Tracern „durchleuchtet“, die unterschiedliche Dinge auffinden können: F-18 AV-1451 zeigt, wo sich im Gehirn Tau-Ablagerungen befinden, C-11 PIB kann Amyloid-Ablagerungen im Gehirn nachweisen und F-18-FDG verrät, wie stark im Gehirn Stoffwechsel stattfindet – also wo die Nervenzellen intakt funktionieren und wo nicht.
„Die Ergebnisse zeigten, dass dort, wo das Protein Tau regional erhöht ist, auch von einer Erkrankung der Nervenzellen gesprochen werden kann, da dort wenig Stoffwechsel stattfindet. Vereinfacht ausgedrückt kann man sagen, dort, wo das Tau-Protein ist, entsteht Alzheimer-Demenz. Für die Amyloid-Ablagerung hingegen, besteht kein solcher lokaler Zusammenhang. Letztere scheinen eher diffus im Gehirn verteilt und stellen zwar wohl eine Voraussetzung für die Erkrankung dar, stehen wahrscheinlich aber weniger direkt mit dem Funktionsverlust der Nervenzellen in Verbindung“, erklärt Prof. Dr. Alexander Drzezga, Direktor der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin der Uniklinik Köln.
Mehr als 46 Millionen Menschen auf der ganzen Welt leben derzeit mit Alzheimer und diese Zahl wird voraussichtlich deutlich auf 131,5 Millionen bis zum Jahr 2050 steigen.
"Die Integration der molekularen Bildgebung bietet die Möglichkeit, diese Proteine und den damit einhergehenden Verlust von Nervenzellen bereits im Entstehungsstadium zu überwachen und so ein besseres Verständnis der Mechanismen der Alzheimer-Krankheit zu erreichen", sagt Prof. Drzezga.
"Dieser Preis ist ein Riesenerfolg für unser noch sehr junges Team. Unsere Studie ist aber vor allem das Ergebnis einer tollen interdisziplinären Zusammenarbeit mehrerer klinischer Abteilungen und Wissenschaftler aus verschiedenen Forschungszentren", betont Prof. Dr. Thilo van Eimeren, der Leiter der Arbeitsgruppe.
Die Studie entstand in enger Zusammenarbeit mit den Kliniken für Neurologie und Psychiatrie an der Uniklinik Köln, mit dem Forschungszentrum Jülich und dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen.
Hintergrund „Image of the year“:
Jedes Jahr wählt die Jahrestagung der internationalen Gesellschaft für Nuklearmedizin und molekulare Bildgebung ein Bild aus, das den vielversprechendsten Fortschritt auf dem Gebiet der Nuklearmedizin und der molekularen Bildgebung illustriert. In diesem Jahr wurde das Bild des Jahres aus mehr als 2.200 Bewerbungen ausgewählt.
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Christoph Wanko
Referent Unternehmenskommunikation Uniklinik Köln
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