Seit drei Jahren arbeiten die Lungenkrebsexperten des Centrums für Integrierte Onkologie (CIO) der Uniklinik Köln und des Krankenhaus Bethanien in Solingen als „Lungenkrebszentrum Uniklinik Köln Solingen“ (LuKS) zusammen. Die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) hat das standortübergreifende Zentrum jetzt als Lungenkrebszentrum zertifiziert.
Jedes Jahr erhalten in Deutschland über 50.000 Menschen die Diagnose Lungenkrebs. Da die Krankheit meistens sehr spät entdeckt wird, ist die Sterblichkeit bei dieser Krebsart sehr hoch. Über Jahrzehnte hat sich an den Therapieangeboten für Lungenkrebspatienten kaum etwas verändert: Operation, Chemotherapie und Bestrahlung lauteten die klassischen Optionen. Dank des technischen Fortschritts im Bereich der Gendiagnostik haben sich das Behandlungsspektrum und die Überlebenszeiten von Lungenkrebspatienten in den vergangenen Jahren aber enorm verbessert.
Die Zusammenarbeit der beiden Kliniken begann bereits Mitte 2014. Im nächsten Schritt wurde die Zertifizierung des Zentrums durch die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) angestrebt, die im Oktober 2016 erfolgreich durchlaufen wurde. Um als Lungenkrebszentrum anerkannt zu werden, stellt die DKG hohe Anforderungen an die beteiligten Partner. So können sich Patienten bei einem zertifizierten Zentrum zum Beispiel darauf verlassen, dass dort jedes Jahr mindestens 75 Lungenkrebsoperationen von erfahrenen Thorax-Chirurgen durchgeführt werden. Eine Analyse der Daten des Statistischen Bundesamtes hat dies kürzlich belegt: In den Kliniken, in denen weniger als 25 dieser anspruchsvollen Operationen im Jahr durchgeführt werden, versterben doppelt so viele Lungenkrebspatienten wie in zertifizierten Zentren.
Die Studiengruppe von Prof. Dr. Jürgen Wolf, Leiter des LuKS und Ärztlicher Leiter des CIO an der Uniklinik Köln, hat mit ihrer Begleitforschung maßgeblich zur Entwicklung und Anerkennung lebensverlängernder neuer personalisierter Therapieverfahren beigetragen. Auch die Zertifizierungskommission der Krebsgesellschaft hob „die weltweit renommierte translationale Forschung und molekularpathologische Diagnostik“ als eine der Stärken des Zentrums hervor. „Wir haben heute personalisierte Therapiemöglichkeiten auf medikamentöser Basis für rund die Hälfte aller Erkrankten. Dazu kommen neue immuntherapeutische Ansätze und Fortschritte bei den Bildgebungsverfahren, Bestrahlungs- und Operationsmethoden. Die Behandlungserfolge von Lungenkrebs haben sich dadurch enorm verbessert“, beschreibt Prof. Wolf die Entwicklung. Die Expertise der Lungenkrebsspezialisten ist gefragt: Zusammen mit der Pathologie der Kölner Uniklinik stellen sie mittlerweile jedes Jahr die molekulare Diagnostik für über 5.000 Gewebeproben aus ganz Deutschland mit entsprechenden Therapie-Empfehlungen.
Das Krankenhaus Bethanien in Solingen ist eine große Fachklinik für Lungenerkrankungen inklusive Tumorerkrankungen. Für den Klinikdirektor und Pneumologen Prof. Dr. Winfried J. Randerath war vor allem das große Angebot an klinischen Studien und die OP-Expertise der Uniklinik Köln eine Motivation für die Kooperation mit den Kölnern. Im Krankenhaus Bethanien werden darüber hinaus alle Behandlungsschritte heimatnah und nach dem neuesten Stand der Wissenschaft erbracht – von der Diagnostik über die Therapie bis hin zur Nachsorge der Patienten. Die Zertifizierung durch die DKG erfolgte entsprechend mit einer besonderen Würdigung der guten Arbeit der Solinger Pneumologie, die Prof. Randerath besonders freut: „Diese Anerkennung für eine strukturierte Behandlung nach interdisziplinärem Konzept ist eine tolle Auszeichnung für unser Team und unser Haus. Wir legen schon lange großen Wert darauf, dass alle Hauptbehandlungspartner, die für einen Krebspatienten wichtig sind – Pneumologen, Thoraxchirurgen, Onkologen, Strahlentherapeuten, Pathologen, Radiologen, Anästhesisten, Psychologen, Palliativmediziner und Pflegekräfte - in engem Austausch miteinander stehen, um für unsere Patienten den Therapieverlauf optimal zu gestalten.“
Für eine gute und zielführende Diagnostik ist die Gewebeprobenentnahme aus dem Tumor von großer Bedeutung. Langjährige Expertise in diesem Bereich besteht am Schwerpunkt Pneumologie (Klinik III für Innere Medizin) geleitet von Priv.-Doz. Dr. Konrad Frank. Hier kann entweder eine Bronchoskopie mit Ultraschalldarstellung der betroffenen Lymphknoten (EBUS) oder auch eine CT gestützte Punktion des Lungentumors erfolgen. Diese Gewebeentnahmen können molekularpathologisch untersucht werden, um den Patienten einer zielgerichteten Therapie zuzuführen. Das Team von drei Thoraxchirurgen im LuKS ist im Herzzentrum der Kölner Uniklinik angesiedelt und wird angeführt von Prof. Dr. Khosro Hekmat. Die Thoraxchirurgie und Pneumologie stimmen zusammen mit der onkologischen Abteilung in wöchentlichen Tumorkonferenzen den weiteren Therapieplan für alle Patienten im LuKS ab. Sofern eine Operation angezeigt ist, nehmen sie Kontakt mit den Patienten auf und besprechen zeitnah den Ablauf: „Im Krankenhaus Bethanien in Solingen haben wir einen hochqualifizierten und strukturell professionell aufgestellten Partner gefunden. Nun können wir in dieser Kooperation die jeweilige Expertise nutzen, um gemeinsam möglichst vielen Patienten eine sektorübergreifende und trotzdem heimatnahe Spitzenmedizin anzubieten“, beschreibt Prof. Hekmat eines der Ziele des gemeinschaftlichen Krebszentrums.
Im Lungenkrebszentrum Uniklinik Köln Solingen haben sich alle Kooperationspartner auf gemeinsame Leitlinien über den kompletten Behandlungsverlauf verständigt. Dazu gehört auch, dass jeder Patient eine moderne Gen-Diagnostik erhält, auf deren Grundlage eine individuelle Therapieempfehlung ausgesprochen wird. Die Patienten können sich darauf verlassen, dass sie an jedem Standort des Zentrums nach den gleichen Standards behandelt werden.
07.12.2016 Lungenkrebszentrum
Einheitliche Standards – zwei Standorte
Lungenkrebszentrum Uniklinik Köln Solingen“ zertifiziert