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26.09.2022 AG Evidenzbasierte Onkologie

Fehler bei Überlebenszeitanalysen aufgedeckt

David-Sackett Preis für Prof. Skoetz und Marius Goldkuhle

Bei der Preisübergabe, Foto: EbM-Netzwerk
Bei der Preisübergabe, Foto: EbM-Netzwerk

Das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin hat bei seiner Jahrestagung Prof. Dr. Nicole Skoetz, Leiterin der AG Evidenzbasierte Onkologie an der Uniklinik Köln, und Doktorand Marius Goldkuhle M. Sc. den David-Sackett Preis 2022 verliehen. Der Preis wird für herausragende wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Evidenzbasierten Medizin und Gesundheitsversorgung in Forschung, Lehre oder bei der Verbreitung der Anliegen der evidenzbasierten Medizin vergeben und ist mit 2.000 Euro dotiert.

„Bereits seit einigen Jahren ist mir aufgefallen, dass es bei Überlebenszeitanalysen immer wieder zu Fehlern kam“, beschreibt Prof. Skoetz den Beginn. Ihr und Marius Goldkuhle war aufgefallen, dass in vielen Metaanalysen zwar die relativen Effekte richtig bestimmt wurden, dann aber oft falsch in absolute Raten und Effekte umgerechnet wurden. Das Problem liegt im Kern darin, dass der Effekt für ein Ereignis und für das Gegenereignis nicht notwendigerweise gleich sind: Wenn zum Beispiel ein neues Medikament das Sterberisiko halbiert, dann verdoppelt dies nicht die Überlebenswahrscheinlichkeit. Das Team der Kölner Uniklinik musste feststellen, dass dieses Problem in vielen Metaanalysen einfach ignoriert wurde. Eine erste systematische Überprüfung von knapp 100 Analysen zur Krebsbehandlung zeigte oft schwerwiegende Mängel in den Berechnungen.

„Normalerweise soll die Darstellung von Behandlungseffekten in absoluten Zahlen der angemessenen Interpretation von Effektstärken dienen, denn relative Effektmaße, wie relative Risiken oder Hazard Ratios, werden häufig überschätzt. Durch Fehlinterpretation der Review-Autoren, aber insbesondere auch durch einen Softwarefehler, ist es in den betroffenen Reviews zu fehlerhaften Bezeichnungen und Berechnungen bis hin zu einer vermeintlichen Effektumkehr gekommen“, so Marius Goldkuhle.

Mit ihrer Arbeit konnten die Preisträger eine Anpassung der Software bewirken und haben auch selbst Schulungsmaßnahmen dazu unterstützt. Darauf aufbauend erschien 2020 eine weitere Arbeit als so genannte GRADE Guidance der renommierten „Grading of Recommendation Assessment, Development and Evaluation (GRADE)“-Arbeitsgruppe. Diese befasst sich explizit mit einer konkreten Anleitung für die Berechnung von absoluten Effekten von Überlebenszeitanalysen. Eine dritte Arbeit 2021, die ebenfalls als GRADE-Guidance erschienen ist, hilft Review- und Leitlinienautoren dabei, möglichen Bias durch informative Zensierung in Primärstudien zu erkennen.

„Ich freue mich sehr über den David-Sackett Preis, denn das Netzwerk und unsere Arbeitsgruppe verfolgen das gleiche Ziel, nämlich evidenzbasierte Medizin stetig zu verbessern. Was unser Projekt der korrekten Berechnung von Überlebenszeitanalysen betrifft, so planen wir bereits eine Reihe von Studien und Handlungsanleitungen, die in Summe die Qualität von systematischen Reviews, Meta-Analysen und Leitlinienempfehlungen weiter steigern sollten“, so Prof. Skoetz.