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18.03.2014

Fremde Darmbakterien können heilen

Erstes Kölner Programm für Transplantation der Darmflora

An der Uniklinik Köln haben Experten aus der Infektiologie (Klinik I für Innere Medizin) und der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie eine neue ungewöhnliche Methode zur Behandlung von Patienten mit Clostridium difficile Infektionen, einer schweren Durchfallerkrankung, etabliert. Bei der neuen Methode, die man auch als „Stuhltransplantation“ bezeichnet, übertragen die Mediziner eine intakte Darmflora auf den erkrankten Dar, um so das Gleichgewicht der Mikroorganismen wieder herzustellen. Die Uniklinik Köln bietet nun als eine der ersten erste Kliniken im Rheinland diese neue Therapie an.

„Wenn durch eine Infektion mit dem Bakterium Clostridium difficile die Darmflora derart gestört ist, dass der Patient unter andauerndem Durchfall und Krämpfen leidet, kann eine Stuhltransplantation helfen“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Maria J.G.T. Vehreschild, die das Programm an der Kölner Uniklinik ins Leben gerufen hat. „Das bedeutet, dass dem Patienten über eine Darmsonde die Darmflora eines gesunden Spenders direkt in den Darm hineingegeben wird. Dies soll zu einer Regeneration der Darmflora des Patienten führen.“

Im Vorfeld der Behandlung ist vor allem die Identifizierung eines geeigneten Spenders von Bedeutung. Es kommen sowohl verwandte Spender als auch Fremde in Frage. „Bei ihnen müssen wir vorab ein breites Spektrum an Infektionen ausschließen – ähnlich wie bei einer Blutspende. So beugen wir einer eventuellen Ansteckung im Rahmen der Transplantation vor“, so Vehreschild.

Am Vortag der Transplantation erfolgt eine Magenspiegelung, bei der eine dünne Sonde bis in den Dünndarm vorgeschoben wird. Über diese Sonde erfolgt eine Darmspülung. Danach wird das Transplantat über den gleichen Weg verabreicht. Zu diesem Zweck wird die Stuhlprobe des Spenders in einem gesonderten Laborbereich verdünnt und gefiltert.

Noch ist diese neue Methode nicht weit verbreitet. Die Wirkung der Stuhltransplantation nach einer Infektion mit Clostridium difficile wurde erstmals von einem Team niederländischer Forscher im vergangenen Jahr in einer klinischen Studie geprüft und publiziert. Unter der Leitung von Priv.-Doz. Dr. Maria J.G.T. Vehreschild und in Kooperation mit Prof. Dr. Hans-Michael Steffen aus der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie wurden an der Uniklinik Köln seit Winter vergangenen Jahres bereits mehrere Stuhltransplantationen durchgeführt.

„Die Patienten haben einen hohen Leidensdruck. Sie entscheiden sich meist zu einer Transplantation, nachdem sie mehrere Monate unter Durchfällen gelitten haben und eine herkömmliche Antibiotikatherapie bei Ihnen keine Wirkung erzielt hat. Nach der Transplantation sind unsere Patienten meist wieder beschwerdefrei“, sagt die Medizinerin.

Zusätzlich zur Behandlung der durch Clostridien ausgelösten Durchfälle möchte die junge Wissenschaftlerin an der Uniklinik Köln noch andere Möglichkeiten der Anwendung erforschen: „Die Untersuchung der menschlichen Darmflora birgt ein bisher nur in Ansätzen verstandenes Potential. Von seelischen Leiden über Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis zu Übergewicht und Fettleberentzündung scheint der Einfluss der menschlichen Darmflora auf das Befinden deutlich größer zu sein, als wir bisher angenommen haben“, so Vehreschild.

Um diese Zusammenhänge besser zu verstehen, wurde die interdisziplinäre Arbeitsgruppe „Darmfloraübertragung“ an der Uniklinik Köln gegründet. Dabei handelt es sich um eine wissenschaftliche Kooperation zwischen der Klinik I für Innere Medizin, der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, dem Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene sowie der Transfusionsmedizin. Zunächst wird die Darmflora von gesunden und erkrankten Patienten anhand neuester molekularbiologischer Untersuchungen analysiert, um so Patientengruppen zu identifizieren, die von einer Darmfloraübertragung profitieren könnten. „In einem zweiten Schritt werden wir klinische Studien initiieren, in der wir die Wirksamkeit der Darmfloraübertragung im Gegensatz zu bisherigen Standardtherapien erforschen werden“, sagt die Forscherin.

Informationsmöglichkeiten für Patienten:

Priv.-Doz. Dr. Maria J.G.T. Vehreschild
Klinik I für Innere Medizin
E-Mail: maria.vehreschild@ctuc.de
Telefon: +49 221 478-6494

Prof. Dr. Hans-Michael Steffen
Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie
E-Mail: hans-michael.steffen@uk-koeln.de
Telefon: +49 478-7847

Für Rückfragen:

Christoph Wanko
Pressesprecher Uniklinik Köln
Stabsabteilung Unternehmenskommunikation und Marketing
Telefon: +49 221 478-5548
E-Mail: presse@uk-koeln.de

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