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29.03.2012

Höhere Anfälligkeit für Schizophrenie bei Rauchern

Rauchen verändert die Wirkung eines Schizophrenie-Risikogens.

Wissenschaftler der Uniklinik Köln und der Universität Zürich zeigen: Gesunde Menschen, die dieses Risikogen tragen und rauchen, verarbeiten akustische Reize ähnlich schlecht wie Patienten mit einer Schizophrenie. Dabei ist der Effekt umso stärker, je mehr die Betroffenen rauchen.

Seit langem ist bekannt, dass Schizophrenie vererbbar ist. Da sich hinter dem Störungsbild der Schizophrenie aber eine Reihe von Erkrankungen mit unterschiedlichen genetischen Ursachen verbergen, hat die Forschung die hauptverantwortlichen Gene bis heute noch nicht identifizieren können. Um den genetischen Hintergrund der Schizophrenie zu untersuchen, wurde bislang meistens die Häufigkeit bestimmter Risikogene zwischen Gesunden und Erkrankten verglichen. Einen anderen Weg hat nun die Arbeitsgruppe von Prof. Georg Winterer an der Uniklinik Köln gemeinsam mit dem Pharmakopsychologen Prof. Boris Quednow von der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich gewählt. Mit der Elektroenzephalographie – eine Methode zur Erfassung von elektrischen Strömen des Gehirns – untersuchten die Wissenschaftler die Verarbeitung von einfachen akustischen Reizen. Gesunde Menschen unterdrücken während der Verarbeitung eines bestimmten Reizes die Verarbeitung weiterer Reize. Patienten mit einer Schizophrenie zeigen Defizite bei dieser Art von Reizfilterung und ihr Gehirn wird deshalb wahrscheinlich von zu vielen Informationen überflutet. Da auch psychiatrisch gesunde Personen Reize unterschiedlich effizient filtern, lässt sich die individuelle Reizverarbeitung mit bestimmten Genen assoziieren.In einer groß angelegten Studie mit über 1.800 gesunden Teilnehmern untersuchten Prof. Winterer und Prof. Quednow inwieweit die akustische Reizfilterung mit einem genomweit identifizierten Risikogen für Schizophrenie zusammenhängt: dem sogenannten «Transkriptionsfaktor-4-Gen» (TCF4). TCF4 ist ein Protein, das bei der Hirnentwicklung eine wichtige Rolle spielt. Da Patienten mit einer Schizophrenie häufig sehr stark rauchen, untersuchten die Wissenschaftler zudem die Rauchgewohnheiten der Probanden. Die erhobenen Daten zeigen, dass auch psychiatrisch gesunde Träger des TCF4-Gens Reize schlechter filtern – ähnlich wie Menschen, die an einer Schizophrenie leiden. Dabei stellte sich heraus, dass vor allem Raucher, die das Risikogen tragen, eine schlechtere Filterung akustischerEindrücke aufweisen. Dieser Effekt war umso stärker ausgeprägt, je mehr die Personen rauchten. Nichtrauchende Träger des Risikogens verarbeiteten Reize hingegen kaum schlechter. „Rauchen verändert die Auswirkung des TCF4-Gens auf die akustische Reizfilterung“, erklärt Prof. Quednow diese Art der Gen-Umwelt-Interaktion, und fährt fort: „Rauchen könnte damit eventuell auch denEffekt bestimmter Gene auf das Schizophrenie-Risiko verstärken.“ „Das heißt im Umkehrschuss, so es uns gelänge, Risikogen-Träger frühzeitig zu identifizieren und sie vom Rauchen abzuhalten, könnten wir die Entwicklung einer Schizophrenie vielleicht sogar verhindern“, erklärt Prof. Winterer. „Zumindest ist es aus meiner Sicht dringend erforderlich, in zukünftigen Studien Rauchen als wichtiger Co-Faktor für das Schizophrenierisiko zu berücksichtigen.“Hintergrund zur Studie:An der multizentrischen Studie unter der Leitung von G. Winterer beteiligten sich die Psychiatrischen Universitätskliniken Aachen, Berlin, Bonn, Düsseldorf, Erlangen, Mainz und Mannheim. Die Studie wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des Schwerpunktprogramms «Nikotin: Molekulare und Physiologische Effekte im Zentralen Nervensystem» (SPP1226, WI1316/9-1) gefördert.

Literatur:
Boris B. Quednow et al. Schizophrenia risk polymorphisms in the TCF4
gene interact with smoking in the modulation of auditory sensory gating.
In: PNAS, 26 March 2012. DOI: 10.1073/pnas.1118051109

Für Rückfragen:
Prof. Dr. Prof. Winterer
Cologne Center for Genomics (CCG)
Uniklinik Köln
Telefon: 0221 478-96845
E-Mail: gthorn@uni-koeln.de
www.nicotine-research.com