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12.09.2022 NUM-Projekte

Mehr als 3 Millionen Euro BMBF-Förderung

Neuer Forschungsverbund untersucht Auswirkung der Pandemie auf Gesundheit von Kindern

Foto: Michael Wodak
Dr. Annic Weyersberg, Foto: Michael Wodak

Um die Auswirkungen von Pandemien auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu untersuchen, wurde unter Leitung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), der Uniklinik Köln und des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden ein neues Forschungsnetzwerk (COVerCHILD) gegründet. Das Verbundprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit mehr als drei Millionen Euro gefördert. Ziel von COVerCHILD ist es, eine interdisziplinäre Forschungsplattform für systematische Datenanalyse und Studien zu entwickeln, die sich am Beispiel von COVID-19 den Auswirkungen von Infektionskrankheiten sowie postinfektiöser Erkrankungen und deren Folgen auf die psychische und somatische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen widmet. Die Auftaktveranstaltung des Netzwerks findet am 12. und 13. September statt.

„Kinder und Jugendliche dürfen nicht nur als Untergruppe in anderen Forschungsprojekten betrachtet werden. Sie sind eine Gruppe mit spezifischen Besonderheiten und eigenen Bedürfnissen. COVerCHILD wird zu einer Plattform für alle Fragen werden, die die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sowie Familien betreffen. Wir werden die Rolle von Kindern und Jugendlichen in gesundheitlichen und gesellschaftlichen Krisen wie der aktuellen COVID-19-Pandemie bewerten und somit eine frühzeitige Reaktion auf künftige Herausforderungen ermöglichen“, sagt Netzwerksprecherin Prof. Dr. Ulrike Ravens-Sieberer, Forschungsdirektorin der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik des UKE.

„Mit COVerCHILD werden die drängenden Anliegen und Forschungsfragen der Pandemie in der Altersgruppe der 0-18-jährigen adressiert, die in Deutschland immerhin 14 Millionen Kinder und Jugendliche umfasst. Dabei geht es nicht nur um unmittelbare Krankheitsfolgen, sondern um die gesamte Bandbreite der Auswirkungen der Pandemie und ihrer Eindämmungsmaßnahmen bis hin zu präventiven Ansätzen und ethischen Aspekten. Denn wenn wir eines durch die Pandemie gelernt haben, dann, dass all diese Aspekte eng miteinander verknüpft sind und nicht losgelöst voneinander betrachtet werden können. Damit wird die Grundlage dafür geschaffen, die besonderen Risiken und Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen jetzt und in zukünftigen Pandemien und Krisensituationen von Beginn an zu berücksichtigen. Das ist nicht nur eine für die deutsche Universitätsmedizin einmalige Vernetzung und Zusammenarbeit in Fragen der Kindergesundheit, sondern auch ein wegweisender Schritt im Interesse von Kindern und Jugendlichen“, sagt Netzwerksprecherin Dr. Annic Weyersberg, Leiterin des Forschungsschwerpunktes Pädiatrische Ethik und Soziales an der Kinder- und Jugendklinik der Uniklinik Köln.

„Wir freuen uns gemeinsam mit der Medizinischen Fakultät besonders darüber, dass das BMBF unser Projekt trotz der starken Mitteleinschränkungen zur Finanzierung freigegeben hat. Das ist der Beweis dafür, welchen Stellenwert das Ministerium dem Projekt beimisst. Zudem ist es uns gelungen, vier Teilprojekte aus unterschiedlichen Disziplinen in diesem Projekt zusammenzufassen, so dass alle Disziplinen der Kinder- und Jugendgesundheit daran beteiligt sind“, betont Univ.-Prof. Dr. Jörg Dötsch, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Uniklinik Köln und der aktuelle Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. 

„Wir sehen dieses Verbundprojekt als eine große Chance für die Forschung zu Kindern und Jugendlichen, um aus den vielen Fehler, aber auch den Erkenntnissen, die wir im Umgang mit Kindern und Jugendlichen in der Pandemie gewonnen haben, zu lernen, auch systematisch zu lernen und programmatisch weiterzuführen. Und das betrifft ausdrücklich die somatische wie auch die psychische Gesundheit der Kinder. Unsere Vision ist es, daraus eine Plattform zu schaffen, die wir langfristig nutzen können, um auf akute Herausforderungen durch Krisen oder Gefährdungen welcher Art auch immer reagieren zu können. Das wird nicht ohne Vernetzung der Universitätsmedizin gehen und auch nicht ohne das Potenzial, das uns die Medizininformatik bieten kann“, sagt Netzwerksprecher Prof. Dr. Reinhard Berner, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden.

An dem neuen Forschungsverbund sind mehr als 30 Universitätskliniken und Institutionen wie das Deutsche Jugendinstitut und das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung beteiligt. Außerdem wird die Projektgruppe eng mit weiteren, bereits bestehenden NUM-Plattformen zusammenarbeiten. COVerCHILD wird sich auf die Schaffung einer umfassenden Wissensbasis über die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen während der Pandemie fokussieren und ein multidisziplinäres Netzwerk mit Expertengremien einrichten, um kinderspezifische Forschungsfragen in der aktuellen Pandemie und in künftigen Krisen zeitnah bearbeiten zu können. Konkret sollen COVID-19-bedingte Krankheitsfolgeerscheinungen, aber auch umfassendere Auswirkungen der Erkrankungen und der pandemiebedingten Einschränkungen auf Kinder und Jugendliche erforscht werden. Es sollen zudem Präventions- und Interventionsmaßnahmen sowie evidenzbasierte Leitlinien für Prävention, Diagnostik und Therapie entwickelt werden.

Als Auftaktprojekt überarbeitet der Forschungsverbund aktuell gemeinsam mit mehr als 20 Fachgesellschaften und Institutionen die S3-Leitlinie zu Maßnahmen zur Prävention und Kontrolle der SARS-CoV-2-Übertragung in Schulen. Obwohl COVerChILD erst startet, steht dieses erste Projekt bereits kurz vor dem Abschluss. Erklärtes Ziel der Leitlinie ist es, den Präsenzbetrieb in Schulen möglichst aufrechtzuerhalten, zugleich aber Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Schulpersonal vor Erkrankungen durch SARS-CoV-2 zu schützen und weitere negative, nicht-beabsichtigte Auswirkungen durch Schutzmaßnahmen gering zu halten.


Nationales Netzwerk Universitätsmedizin (NUM)

Patient:innen optimal versorgen, Infektionen verhindern und Gesundheitsversorgung ausbauen – dazu möchte das im Frühjahr 2020 gegründete Netzwerk Universitätsmedizin (NUM) beitragen. Es bündelt aktuell Forschungsaktivitäten zur Bewältigung der COVID-19-Pandemie und eröffnet neue Handlungsstrategien. Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung und koordiniert durch die Charité – Universitätsmedizin Berlin, arbeitet das Forschungsnetzwerk unter Beteiligung der 36 deutschen Standorte der Universitätsmedizin und weiterer Partner an Lösungen für eine bestmögliche Krankenversorgung und Pandemievorsorge. Ein Akzent liegt auf der klinik- und versorgungsnahen Forschung, deren Ergebnisse direkt Patient:innen zugutekommen, in das Krisenmanagement einfließen und zum Aufbau einer nachhaltigen, nationalen Forschungsinfrastruktur beitragen. Zur Umsetzung dieser Aufgabe werden dem NUM und den beteiligten Einrichtungen bis Mitte 2025 bis zu 390 Millionen Euro für bundesweite Kooperationsprojekte zur Verfügung gestellt. Mittelfristig ist das Ziel, die innerhalb des Netzwerks geschaffenen Strukturen und Konzepte auch für die Erforschung anderer Krankheitsbilder und somit die Förderung kooperativer Forschung auch über COVID-19 hinaus in der Universitätsmedizin zu nutzen.

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