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29.01.2020 Virologie

Prof. Klein zum neuartigen Coronavirus

Informationen zu 2019-nCoV

Prof. Dr. Florian Klein, Foto: Michael Wodak
Prof. Dr. Florian Klein, Foto: Michael Wodak

Univ.-Prof. Dr. Florian Klein, Direktor des Instituts für Virologie der Uniklinik Köln, berichtet im Interview über das neue Coronavirus.

Herr Prof. Klein, wie wurde das neue Virus entdeckt?

Im Dezember 2019 traten in der zentral-chinesischen Metropole Wuhan, Provinz Hubei, erstmals Fälle von Lungenentzündungen bei Besuchern eines Fisch- und Geflügelmarktes auf. Kurz danach – Anfang Januar 2020 – identifizierten Experten das neuartige Coronavirus, genannt 2019-nCoV, als Auslöser der Erkrankungen. 2019-nCoV ist dem SARS-Coronavirus sehr ähnlich, welches 2003 Infektionen in mehreren vorwiegend asiatischen Ländern verursachte. Auch in Deutschland traten damals einzelne SARS-Fälle auf.

Wie viele Erkrankungen sind Ihnen bisher bekannt?

Von Dezember 2019 wurden bis heute (29. Januar 2020) über 6000 Fälle diagnostiziert. Vorwiegend in Wuhan und zum Teil in anderen Orten in China. Zudem wurde bei aktuell 59 Personen in Ländern außerhalb von China, beispielsweise Thailand, Japan, Australien, Frankreich und den USA, eine Infektion nachgewiesen. Darunter auch inzwischen vier Fälle in Deutschland. Die meisten dieser Personen kamen aus Wuhan und hatten sich in China mit dem Virus infiziert. Allerdings gibt es nun auch erste Fälle mit Infektionen außerhalb von China, wie wir es jetzt auch bei den Fällen in Bayern sehen. Von den gemeldeten Fällen sind bisher 132 vorwiegend ältere oder Personen mit Vorerkrankungen verstorben.

Welche Symptome verursacht das neuartige Coronavirus?

2019-nCoV führt zu einer Infektion der Atemwege und es kommt unter anderem zu Fieber, Husten und Atembeschwerden. Das Virus wird von Mensch zu Mensch durch eine Tröpfchen- oder Schmierinfektion übertragen. Die Inkubationszeit liegt nach aktuellen Schätzungen bei zwei bis vierzehn Tagen. Als Verdachtsfälle gelten Patienten mit Hinweis auf eine Infektion der unteren Atemwege und Aufenthalt in einem Risikogebiet bis 14 Tage vor Erkrankungsbeginn oder Personen mit Beschwerden und Kontakt zu einem bestätigten 2019-nCoV-Fall.

Wie ist die Uniklinik Köln für einen möglichen 2019-nCoV-Fall gerüstet?

Die Uniklinik Köln verfügt über große Erfahrungen in der Behandlung infektiöser Patienten. Für Patienten mit dem Verdacht auf eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus haben wir, basierend auf den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts, ein standardisiertes Vorgehen festgelegt. Die Versorgung dieser Patienten erfolgt zum Schutz des Personals und anderer Patienten unter Isolationsbedingungen.

Zusätzlich zur Zentralen Krankenhaushygiene verfügt die Uniklinik über eine Abteilung für Klinische Infektiologie und ein Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene, welches auch ein eigenes Ausbruchs-Labor unterhält. Zuletzt beschäftigt sich natürlich auch unser Institut intensiv mit der Diagnostik und der Erforschung von bekannten, aber auch neu auftretenden Viren. Im Falle einer neuen komplizierten Infektionskrankheit wird – wie in diesem Fall – unverzüglich ein spezielles Team aus sehr erfahrenen Experten tätig. Zudem arbeiten wir in solchen Fällen von Anfang an eng und vertrauensvoll mit den zuständigen Gesundheitsbehörden zusammen. Dieses erfolgt sowohl auf kommunaler als auch auf Landes- und Bundesebene, sodass sämtliche Informationen und Daten unverzüglich zusammengeführt werden können.

Wie schätzen Sie das Risiko für Deutschland ein?

Das Risiko für die Bevölkerung in Deutschland wird derzeit noch als gering eingestuft. Es ist dabei aber wahrscheinlich, dass wir weitere Infektionen in Europa, aber auch in Deutschland sehen werden. Auch steigen aktuell die Infektionszahlen in China weiter an und eine abschließende Bewertung ist derzeit nicht möglich. Die Entwicklung der Neuinfektionen in den nächsten Tagen ist sehr wichtig für die weitere Einschätzung.  Und natürlich auch, ob wir noch weitere Infektionen und Infektionsketten in Deutschland beziehungsweise in den Ländern sehen, in denen es schon mehrere Einzelfälle gab und wie gut sich generell Einzelfälle und Sekundärinfektionen kontrollieren lassen. Hinzu kommen viele wichtige Informationen zu dem Zeitraum in dem Patienten andere Personen anstecken können und zu den Verläufen der Erkrankung. Das bedeutet, dass die Situation täglich neu bewertet werden muss.  

Stand: 29.01.2020, 11:10 Uhr

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