Prof. Dr. Thomas Lengauer vom Institut für Virologie der Uniklinik Köln ist zum Fellow 2021 der Association for Computing Machinery (ACM) ernannt worden. Mit diesem Titel zeichnet die weltweit größte wissenschaftliche Gesellschaft für Informatik Mitglieder aus, die herausragende Leistungen im Bereich der Informatik und Informationstechnologie erbracht oder sich in einem besonderen Maß um die ACM und ihre Gemeinschaft verdient gemacht haben. Prof. Lengauer erhält die Ernennung zum ACM Fellow für seine Beiträge zur Bioinformatik und medizinischen Informatik.
Der Bioinformatiker beschäftigte sich im Laufe seiner wissenschaftlichen Karriere zunächst mit Fragen der theoretischen Informatik, dann mit Problemen beim Entwurf hochintegrierter Schaltkreise. Schließlich wandte er sich in den 1990er Jahren der Bioinformatik zu. Hier entwickelte er mit seiner Forschungsgruppe Methoden zur Proteinstrukturvorhersage und zum Wirkstoffentwurf, zu Resistenzanalysen bei viralen Infektionen wie HIV sowie zur Analyse epigenomischer Daten. Diese Aktivitäten führten unter anderem zu der erfolgreichen Ausgründung der Firma BioSolveIT GmbH, in Sankt Augustin, die Software für den Wirkstoffentwurf entwickelt und im Pharmabereich lizensiert.
Ferner entstand in Zusammenarbeit mit der Gruppe von Dr. Rolf Kaiser am Institut für Virologie das Softwaresystem geno2pheno, das die individuelle Therapieauswahl für HIV-Patienten unterstützt und im klinischen Bereich eingesetzt wird. Mit diesem System wurde die Technologie des maschinellen Lernens in die Analyse des Therapieerfolgs bei Infektionskrankheiten eingeführt. Von der Software profitieren heute HIV-Patienten in Deutschland und weltweit.
Seit April 2019 leitet Prof. Lengauer in der Gruppe für Resistenzforschung am Institut für Virologie die Bioinformatik-Aktivitäten. Diese umfassen die Weiterentwicklung des geno2pheno-Systems sowie Forschungen der Rolle von Viren und deren Evolution bei Infektionskrankheiten wie COVID-19, Hepatitis B und Hepatitis C, aber auch bei Krebserkrankungen.