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07.05.2014

Stabilisierung des Krankheitsverlaufs möglich

Pilotstudie zur Tiefen Hirnstimulation bei Alzheimer

In Rahmen einer Pilotstudie der Uniklinik Köln wurde erstmalig die Tiefe Hirnstimulation im Nucleus basalis Meynert bei sechs Patienten mit Alzheimer-Demenz erprobt. Die Ergebnisse legen nahe, dass durch die Stimulation in diesem Bereich des Gehirns möglicherweise eine Stabilisierung der Symptome erreicht werden kann. Die Studie unter Federführung der Klinik für Psychiatrie sowie der Klinik für Stereotaxie wurde gestern (06.05.2014) in der Fachzeitschrift Molecular Psychiatry publiziert.

Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste neurodegenerative Erkrankung. Sie ist für 60 Prozent der weltweit etwa 24 Millionen Demenzerkrankungen verantwortlich. Obwohl in den letzten Jahren viel über Alzheimer geforscht wurde und das Wissen stetig gewachsen ist, fehlt nach wie vor ein Durchbruch in der Therapie.

Als Zielareal für die Stimulation im Gehirn verwendeten die Kölner Wissenschaftler den sogenannten Nucleus basalis Meynert  – ein Kernareal im Bereich des basalen Vorderhirns, welches frühzeitig vom Demenzprozess betroffen ist. „Gerade aber die Zellen dieser Region versorgen viele Bereiche der Hirnrinde mit Acetylcholin, einem wichtigen Botenstoff für Aufmerksamkeit und Gedächtnisfunktion““, so Prof. Jens Kuhn, Oberarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und Erstautor der Studie.

Prof. Kuhn und seine Kollegen erforschten an sechs Patienten mit Alzheimer Demenz die Effekte und die Sicherheit der Tiefen Hirnstimulation.  Die kognitive Leistungsfähigkeit wurde eine Woche vor der Implantation des Hirnschrittmachers gemessen und danach über einen Zeitraum von einem Jahr in regelmäßigen Abständen überprüft.

Das Ergebnis: „Vier der sechs Patienten blieben bezogen auf ihre kognitiven Fähigkeiten stabil oder haben sich im Laufe des Beobachtungszeitraums von einem Jahr sogar verbessert“, berichtet Prof. Kuhn.

„Zwei der sechs Patienten zeigten jedoch die krankheitsgemäßen Rückgänge der kognitiven Fähigkeiten. Schwere Nebenwirkungen sind bei keinen Patienten aufgetreten. Aufgrund der kleinen Patientenzahl brauchen wir größere Nachfolgestudien, um zu klären, ob und für welche Patienten unser Ansatz der Tiefen Hirnstimulation bei der Alzheimer-Demenz von Nutzen sein kann“, so Prof. Kuhn.

Hintergrund Tiefe Hirnstimulation:

Das Verfahren der Tiefen Hirnstimulation wurde Ende der 1980er-Jahre zur Behandlung von Bewegungsstörungen eingeführt. Bei diesem Verfahren werden dem Patienten in beide Gehirnhemisphären Elektroden implantiert, die dann zeitlich kurze elektrische Impulse abgeben, um den Funktionszustand gestörter neuronaler Schaltungen zu beeinflussen. Die Tiefe Hirnstimulation hat sich über einen langen Beobachtungszeitraum vor allem bei Parkinson und essentiellem Tremor als sehr wirkungsvoll erwiesen.

Das Verfahren der Tiefen Hirnstimulation ist infolge seiner mittlerweile über 20-jährigen Anwendung gut bekannt und wegen seiner minimalen Invasivität nur mit geringen und seltenen Nebenwirkungen behaftet. Auch im psychiatrischen Fachgebiet stößt die Tiefe Hirnstimulation aufgrund der hohen Effektstärke zunehmend auf Interesse.

Die Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie beschäftigt sich seit mehreren Jahren in enger Zusammenarbeit mit der Klinik für Stereotaxie und Funktioneller Neurochirurgie der Uniklinik Köln mit der Anwendung der Tiefen Hirnstimulation bei psychiatrischen Krankheitsbildern.

Originalarbeit:

Jens Kuhn, et al.: Deep brain stimulation of the nucleus basalis of Meynert in Alzheimer’s dementia

DOI: MP.2014.32

Für Rückfragen:

Christoph Wanko
Pressesprecher Uniklinik Köln
Stabsabteilung Unternehmenskommunikation und Marketing
Telefon: +49 221 478-5548
E-Mail: presse@uk-koeln.de 

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